Es ist dem unvermeidlichen politischen Sommerloch geschuldet, dass sich Potemkin die Zeit nimmt einmal genauer hinzuschauen, wenn Detailfragen der Tagespolitik von linken Politikern zum Thema gemacht werden. So hat uns über diverse Verteiler auch ein Text der MdB Dittrich erreicht, der sich mit durchaus bedenkenswerten Fehlentwicklungen in der Ausgestaltung von Beschäftigungsverhältnissen im sozialen Bereich beschäftigt.
Veröffentlicht in der Jungen Welt vom 27.7.2010 kann man dort u.a. über den Schulbusfahrer Oliver K. lesen, der aus einem normalen Job in ein merkwürdiges Konstrukt verschoben wurde. Noch bedenkenswerter erscheint allerdings die Tatsache, dass uns dieser Oliver K. unter dem Namen Edgar T. schon einmal im Juli begegnet ist. Und zwar in einem Beitrag des ARD-Magazins Panorama vom 1.7.2010, der sich mit genau dem Thema des Beitrags der Dittrich in der Jungen Welt befasst. Und seltsamerweise – bis auf eine Einleitung und einige kleine textliche Änderungen – in grossen Teilen vollkommen identisch ist zu dem vorgeblich von der MdB selbst verfassten Text.
Wer hier bei wem kopiert hat, ist schon allein aus der zeitlichen Abfolge klar ersichtlich. Dass kopiert wurde ist wohl auch Genossin Dittrich bekannt. Denn warum hätte sonst Oliver K. plötzlich die Rolle des Schulbusfahrers übernehmen müssen und warum wäre es sonst wohl ratsam gewesen, doch noch einige kleine Satzänderungen am Originaltext vorzunehmen.
Bedenklich, dass es gewählte Abgeordnete, zumal der LINKEN, nötig haben bei Texten über ihr ureigenstes Fachgebiet – immerhin ist MdB Dittrich seniorenpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Deutschen Bundestag und Mitglied im Unterausschuß Bürgerschaftliches Engagement – so ungeniert bei öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten abzuschreiben. Traurig stimmt, dass eine solche Kopiererei dazu genutzt wird, einen ansonsten platten Text um die wenigen Fakten zu ergänzen, die zu erarbeiten eine MdB samt aus Steuergeldern finanziertem Mitarbeiterstab selber in der Lage gewesen sein sollte. Wer braucht dann noch hochbezahlte Abgeordnete, die sich mit Fachgebieten schmücken, wenn diese nur das – ohne Kennzeichnung – verwerten, was ohnehin für den Bürger zugängliche Medien erarbeitet haben. Dass hier auch noch so ungeniert bei Panaroma abgeschrieben wird, ist gerade für ein Mitglied der Linken in Niedersachsen besonders pikant. Man erinnert sich noch zu gut an die Vorgänge um die Fraktion im Landtag und ein Interview der Christel Wegener mit Panorama.
Zumindest eine öffentliche Klarstellung dieses Vorgangs scheint nötig und geboten. Auch eine Klärung, ob eventuell für solch eine Veröffentlichung in der Jungen Welt Gelder geflossen sind. Denn bei aller Linkslastigkeit ist die Junge Welt ein Wirtschaftsunternehmen und hat es sich wohl kaum zum Geschäftsmodell gemacht gebührenfinanzierte Inhalte der ARD nochmal zu verwerten.
(mb)