Die Mauer in den Köpfen – der Sozialismus wird frei sein oder er wird nicht sein

danke Junge Welt für 44 Jahre Bespitzelung von Andersdenkenden
danke Junge Welt für 44 Jahre Verfolgung von politisch Andersdenkenden,
dafür dass sie endlose Jahre in Straflagern, in Gefängnissen, in der Psychiatrie eingesperrt wurden,
dafür dass ihnen sogar die Kinder weggenommen worden sind, dass ihnen und ihren Kindern die berufliche Zukunft versaut worden ist.
Das alles im Namen des Sozialismus, die Freiheit des Andersdenkenden hat Euch einen Scheißdreck interessiert. Als Wolf Biermann 1976 bei seinem Konzert in Köln gesagt hat: „Ihr Schweine“, habe ich mit mehreren Genossen/-innen vor dem Fernseher gesessen und wir haben spontan gesagt, das kann man doch nicht sagen, die sind doch für den Sozialismus. Nein das wart ihr nicht, der Sozialismus wird frei sein oder er wird nicht sein. Ihr seid Anhänger des wissenschaftlichen Materialismus? Nein, sonst hättet ihr Euch gefragt kann man Menschen gegen ihren Willen einsperren, hindern von A nach B zu ziehen? Seit jahrtausenden ziehen die Menschen um die Welt, durch nichts und niemanden haben sie sich davon abhalten lassen. Ohne diese Freiheit wäre die Erde nicht besiedelt worden und es würde Euch nicht geben, frage ob es schade drum wäre. Ihr habt der Sache des Sozialismus, wie ihr es nennen würdet mit Eurer Zeitung einen Bärendienst erwiesen. Die Freiheit des Andersdenkenden bedeutet das ihr Euren Mist schreiben dürft, aber wir dürfen auch sagen, das wir es zum Kotzen finden. Danke Manfred Sohn (Mitgesellschafter der „Junge Welt“) für diesen Beitrag zum Kommunalwahlkampf in Niedersachen, offensichtlich bist Du immer noch einer Meinung mit Hans Modrow der wie Du zitiert hast Deiner Meinung nach – völlig zu Recht – die für Bild- und FAZ- Leser ungewohnte schlichte Wahrheit ausspricht, daß die DDR über 40 Jahre lang der friedlichere und sozial gerechtere Teil Deutschlands war. Die DDR war 1989 als Staat ökonomisch, politisch und moralisch am Ende und ist von der eigenen Bevölkerung zum Teufel gejagt worden und das ist auch gut so. Übrigens wer aus der Geschichte nicht lernt, wird im Zweifel wieder von der Bevölkerung abgestraft und zum Teufel gejagt, aber offensichtlich lebt ihr in Eurer „eigenen Welt“.

Der Artikel auf Seite 1 im Wortlaut:

Wir sagen an dieser Stelle einfach mal: Danke für 28 Jahre Friedenssicherung in Europa

für 28 Jahre ohne Beteiligung deutscher Soldaten an Kriegseinsätzen
– was ist mit der Niederschlagung des Arbeiter- und Volksaufstandes in der DDR 1953,
mit den Panzern und Soldaten an der Grenze der Tschechoslowakei 1968 beim Einmarsch der Roten Armee (ich erinnere mich an den Ausspruch eines kommunistischen Arbeiters 1968 in Prag, der den russischen Soldaten sein Parteibuch von 1933 entgegen gehalten und gesagt hat, „wir wollten doch nur bessere Lebensbedingungen“ die bittere Realität er wurde kurz danach von den russischen Soldaten erschossen). 1970 und 1980 anlässlich der Niederschlagung des Aufstandes in der Danziger Werft wurde ebenfalls die Armee in Alarmbereitschaft versetzt. Wo waren die Stimmen gegen den Einmarsch der Roten Armee 1979 in Afghanistan und gegen 10 Jahre Krieg und Unterdrückung, der Protest gegen die Ermordung von mehr als 100.000 Zivilisten.
ich weiß das war alles „brüderliche Hilfe“ und die anderen waren Konterrevolutionäre.

für 28 Jahre ohne Hartz IV und Erwerbslosigkeit
– und der FDGB war eine freie und unabhängige Gewerkschaft, die sich für die Belange der Arbeiter eingesetzt hat.
1990 bin ich an dem Chemiekombinat Piesteritz vorbeigefahren und in Wittenberg hat mir ein Arbeiter erzählt, das dort noch zwei Karbidöfen aus dem Jahre 1917 in Betrieb sind. Arbeitssicherheit und Ökologie waren wohl ein Fremdwort in der DDR. Zurück von der Anti-AKW-Demonstration in Brokdorf erzählte mir ein DKP-Genosse, das die Atomkraftwerke im Sozialismus sicherer seien als im Westen, das war vor Tschernobyl.

für 28 Jahre ohne Obdachlosigkeit, Suppenküchen und »Tafeln«
– als ich 1989 durch Magdeburg gefahren bin, habe ich mich geschämt für die völlig heruntergekommenen alten Häuser in der Stadt und habe mich gefragt ob die Genossen mit denen ich zusammmen gewohnt habe, bei ihren Besuchen in der DDR blind gewesen sind, als sie von der Überlegenheit des Sozialismus gesprochen haben.
ich weiß alles Banane

für 28 Jahre Versorgung mit Krippen- und Kindergartenplätzen
– als ich eine Genossin gefragt habe warum, kam spontan die Antwort: damit die Frauen in die Produktion gehen konnten. es war aber trotzdem eine soziale und damit gute Sache

für 28 Jahre ohne Neonaziplakate »GAS geben« in der deutschen Hauptstadt
– die ersten sog. „befreiten Zonen“ gab es in Deutschlands Osten, die Frage bleibt wie war so etwas möglich, wo doch dort die Menschen 40 Jahre zu einer allseits entwickelten sozialistischen Persönlichkeit herangebildet wurden?

für 28 Jahre Geschichtswissenschaft statt Guidoknoppgeschichtchen
– die „Geschichte der Arbeiterbewegung“ herausgegeben in der DDR ist zwar informativ, aber mit objektiver Wissenschaft, hatte das nicht viel zu tun

für 28 Jahre Club Cola und FKK
– die Geschmäcker sind verschieden, ich mag weder das eine noch das andere Zuckergesöff.

für 28 Jahre ohne Hedgefonds und Private-Equity-Heuschrecken
– sie gehören abgeschafft, aufgelöst und verboten – und die Menschen brauchen eine stabile Währung für die sie sich etwas kaufen können. Das Wirtschaftssytem in den RGW-Staaten war ein geschlossenes System, trotzdem ist es 1989 komplett zusammengebrochen, trotz aller Planwirtschaft, trotz ständiger Übererfüllung des Plans – unwirtschaftlich, ineffizient und an den wirklichen Bedürfnissen der Menschen vorbei geplant. An diesem planmässigen Niedergang konnten weder die „Helden der Arbeit“ Stachanow und Hennecke („von Hennecke lernen – heisst siegen lernen“), noch ein „Neues Ökonomisches System (NÖS) eines Walter Ulbricht etwas ändern.

für 28 Jahre ohne Praxisgebühr und Zwei-Klassen-Medizin
– da muss ich Euch recht geben, das System der Polikkliniken sollte flächendeckend eingeführt werden. Das wird zwar die 2.Klassenmedizin nicht abschaffen, aber die medizinische Versorgung insbesondere der armen Menschen in der Bevölkerung verbessern.

für 28 Jahre Hohenschönhausen ohne Hubertus Knabe
– ich meine das es besser gewesen wäre, eine allgemein anerkannte Persönlichkeit zum Leiter
der Gedenkstätte zu machen, statt einem einseitigen Historiker wie Hubertus Knabe, aber was noch schlimmer ist, sind die Traditionstreffen und Rechtfertigungen der ehemaligen führenden hauptamtlichen Mitarbeiter des MfS:.“Der international anerkannte souveräne Staat DDR musste sich, und das besonders in Zeiten des kalten Krieges, gegen revanchistische Bestrebungen aus der kapitalistischen Bundesrepublik schützen.“ der ehemalige Chef der Grenztruppen Generaloberst a. D. der NVA, Klaus-Dieter Baumgarten auf einer Veranstaltung der DKP 2005 in Nordhorn im Rahmen einer Veranstaltung zur „Friedenswoche“ ähnlich äußerte sich 2007 die auf der Liste der Linken gewählte Abgeordnete der DKP Christel Wegner in der Sendung Panaorama: „Der Bau der Mauer war in jedem Fall eine Maßnahme, um zu verhindern, dass weiterhin Westdeutsche in die DDR konnten.“. Gibt es irgend eine „Rechtfertigung“ dafür das die DDR Bürger ihres eigenen Landes an der Grenze erschossen hat, nur weil die das Land verlassen wollten – nein die Mauer war nie ein „antifaschistischer Schutzwall“ sondern ein in Beton gegossenes Unrecht.
„Reisefreiheit“ mag ein bürgerliches Recht sein, aber Menschen sind seit es sie gibt immer von A nach B gezogen , wenn sie dies aus welchen Gründen auch immer für notwendig gehalten haben und haben so die Erde besiedelt. Seit jahrtausenden ziehen die Menschen um die Welt, durch nichts und niemanden haben sie sich davon abhalten lassen und Mauern die daran hindern wurden immer irgendwann eingerissen. Gibt es irgend eine Rechtfertigung dafür, das ein Staat mit einem System von tausenden von hauptamtlichen Mitarbeitern und zehntausenden von informellen Mitarbeitern (IM ) die gesamte Bevölkerung bespitzelt, ein System des Mißtrauens, der Denunziation? Nein
Ich gehe mal davon aus, das die Kosten für dieses gigantische Spitzelsystem ihren Teil dazu beigetragen haben um die DDR ökonomisch vor die Wand zu fahren, oder will mit jemand erzählen diese Leute hätten irgend etwas zum Produktivvermögen beigetragen? Folgerichtig kam aus der Bevölkerung nach dem Sturz der SED-Führung die Parole: „Stasi in die Produktion“. Da haben sie noch mal Glück gehabt, hätte unter anderen Umständen auch Workuta heissen können.

für 28 Jahre munteren Sex ohne »Feuchtgebiete« und Bild-Fachwissen
– Entschuldigung, aber gab es etwas prüderes als das ZK der SED
Ich möchte es mal so sagen, wegen mir müsste es weder Bild noch Junge Welt geben. Wie viele Bäume könnten gerettet werden, welch ein Beitrag zum Klimaschutz.

für 28 Jahre Bildung für alle
was ist mit jenen, denen man aus politischen Gründen die berufliche Zukunft versaut hat und nicht selten nach dem Prinzip von Sippenhaft auch die Zukunft ihrer Kinder, indem man ihnen ein Studium verwehrt hat?

wie man sagen könnte ich habe mich „echauffiert“, mein Trost die Geschichte wird über sie hinweggehen.
Klaus Falk

gastautor
gastautor
Artikel: 18