Lafontaine will nach Niederlage in NRW als Retter gerufen werden

Wie die Welt berichtet, plant Oskar Lafontaine doch ein Comeback als Parteivorsitzender. Nach Informationen der Bild-Zeitung, zu der Lafontaine auch nach dem Ende seiner regelmässigen Kolumnen für das Boulevardblatt noch über gute Beziehungen verfügt, will der ehemalige Vorsitzende der Linken am kommenden Montag, nach einer Niederlage in NRW, dem Parteivorstand seine Rückkehr an die Parteispitze anbieten. Lafontaine geht offensichtlich bereits davon aus, dass die Linke am Sonntag den Wiedereinzug in den Düsseldorfer Landtag nicht schaffen wird und seine Partei danach um das bundespolitische Überleben kämpft. „Nur Oskar kann die Linke wieder in den Bundestag bringen“, wird ein Parteimitglied in der Bild zitiert. Dass er damit der noch immer um die Überwindung der Fünf-Prozent-Hürde kämpfenden Spitzenkandidatin der NRW-Linken, Katharina Schwabedissen, in den Rücken fällt und ihre Niederlage zur Bedingung seiner Rückkehr an die Parteispitze macht, dürfte dem machtbewussten 68-jährigen Saarländer hierbei egal sein. War es doch Schwabedissen, die statt eines alternden Lafontaine eine sichtbare Verjüngung der Parteispitze auf dem Göttinger Parteitag forderte. Wie die am Montag in Berlin zu einer öffentlichen Diskussion über die zukünftige Führung der Partei versammelten Landeschefs reagieren werden, bleibt abzuwarten. Zu vermuten ist, dass die Vorstellung Lafontaines als möglicher „Retter“ der Partei gerade unter den ostdeutschen Vorsitzenden, die eher Dietmar Bartsch als einzig öffentlich erklärten Kandidaten stützen, zu Verstimmungen führen wird. War Lafontaine bislang einer der eifrigsten Verfechter der Vertagung der Personaldebatte auf einen Termin nach der NRW-Wahl, so hat er mit dieser Ankündigung ein deutliches, aber fatales Signal in Partei und Öffentlichkeit gesandt. Am Sonntag könnte es für den Wähler und die Genossen damit heissen, wer Lafontaine an der Spitze will, muss dafür sorgen, dass die Linke verliert. Wie Lafontaine damit die Linke wieder zu alter Stärke führen will, bleibt noch sein Geheimnis. Der mühsam unterdrückte Streit innerhalb der Linken über Personen und Ziele wird damit aber, noch vor der Wahl in NRW, wieder offen ausbrechen.
(mb)

4 Kommentare

  1. Tagesschau meldet aus Parteikreisen, dass Oskar Lafontaine zurück an die Parteispitze drängt. Am Dienstag sollen dafür Bedingungen gestellt werden. Nach den Wahldebakel in SH und NRW wirds spannend in der Linkspartei, es könnte in Göttingen zur Kampfabstimmung zwischen Bartsch (wird vom LV Meck-Pomm unterstützt) und Lafontaine kommen und somit zur „Entscheidungsschlacht“ der angeblichen Lager innerhalb der Partei. Welche Frau sich die Zusammenarbeit mit diesen Kontrahenten antut, es bisher nicht abzusehen.

    Übrigens kursiert jetzt schon der Spruch: “ Es rettet uns kein höh’res Wesen,
    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!“ Warum nur??

  2. Lieber mb,
    das ist Deine Schlussfolgerung. Überlege mal einen Moment, wie ein vollkommen unbedarfter Wähler darauf reagiert? wahrscheinlich gar nicht, weil er zum einen das gar nicht mitbekommt und er zum anderen gar nicht so spitzfindig denkt.
    Du/wir bewegen uns immer viel zu sehr in unseren Denkschablonen, da wir Tag ein Tag aus über Politik und die Linkspartei nachdenken. das gefällt mir nicht und ich versuche es mir abzutrainieren.
    wie schwer das ist siehst Du daran, dass ich jetzt schon wieder antworte 😉

  3. “wer Lafontaine an der Spitze will, muss dafür sorgen, dass die Linke verliert” ist nur die logische folgerung aus der tatsache, dass lafontaine nur nach einer niederlage in nrw sein comeback plant.

  4. Fast alles was hier über Lafontaine gesagt wird kann ich nur unterstützen.
    Aber die Schlussfolgerung „wer Lafontaine an der Spitze will, muss dafür sorgen, dass die Linke verliert“ halte ich nicht nur für ziemlich krude. Sie ist auch ein Hinweis darauf, dass auch mb in dem innerparteilichen Käfig gefangen ist und durch soviel Scheuklappen nicht in der Lage ist die Welt mit einigermaßen normalen Augen zu sehen.
    Hier scheint mir eines der Hauptprobleme dieses wohl gescheiterten linken Versuchs zu liegen: Man/frau denkt nur in den eingeengten Grenzen eines Parteipolitikers/in. Alle selbst in Erwägung gezogenen Intrigen werden beim gegenüber mit gedacht und ab und an kommen sie als spiegelbildliche Vorwürfe dann ans Tageslicht.
    Schade. Alles zuvor richtig analysierte verliert so an Wert, war es doch auch nur zweckgerichtet. Oder?

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