Umfragen zum möglichen Wahlverhalten bilden politische Präferenzen und Reaktionen der Bürger ab, sie dienen aber auch dazu Politik zu machen. Gerade die Partei Die Linke vermutet Letzteres nur zu gerne hinter Umfragewerten, die nicht den eigenen Erwartungen entsprechen. Mit den Ergebnissen der letzten Forsa-Umfrage für den Stern war man hingegen selbst im KL-Haus zufrieden. Das erste Mal seit Mai 2012 wurde man wieder mit bundesweit 8% gewertet und liegt damit vor der FDP und sogar den lange zweistellig gelisteten Piraten.
Zum Leidwesen der Parteistrategen legte aber die Forschungsgruppe Wahlen, die für das ZDF alle Wahlen wissenschaftlich begleitet, nach nur zwei Tagen eine weitere Umfrage nach. Hier verharrt Die Linke weiterhin bei knappen 6% und hat in der kurzfristigen politischen Stimmung sogar mit nur noch 5% einen Prozentpunkt gegenüber dem Vormonat einbüssen müssen. Diese Werte decken sich auch mit den Zahlen, die Infratest dimap bereits Mitte August ermitteln konnte.
Diese 6% dürften beim momentanen Zustand der Partei, gerade im Westen, der durchaus realistischere Wert sein. Sollte die kommende Landtagswahl in Niedersachsen im Januar verloren gehen, schätzt man in der Parteiführung, dass ein Bundestagswahlergebnis von 6% gerade noch erreichbar ist. Nur unter extrem günstigen Voraussetzungen, zu denen ein deutlicher Wiedereinzug in Hannover gehört, rechnet man mit einer Erholung und Stabilisierung bei maximal 8%, zu deren Erreichung vor allem die östlichen Landesverbände einen überproportional hohen Anteil beitragen müssen. Der frischgewählte Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn liegt also völlig richtig, wenn er in seinem Facebook-Kommentar zur Forsa-Umfrage mahnt: „Auch in den vor uns liegenden Monaten wird uns als Partei nichts geschenkt.“
(mb)