Geht doch einfach rüber!

„Geht doch einfach rüber!“ Das möchte man solchen linken Spitzenkräften wie Dehm, Wagenknecht und Co zurufen, wenn sie in ihrer politischen Selbstüberschätzung mal wieder den Richtungskompass stark nach Rechts überdehnt haben. Sei es, weil der eine der festen Überzeugung ist, dass unbedingt auch eine nicht gerade linke Musik im Wahlkampf gespielt werden muss oder die andere fordert, dass die faulen Südländer aus dem Euro geworfen gehören und gefälligst ihre Arbeitslosen im eigenen Land behalten sollen. Der Aufschrei, die Empörung formuliert sich angesichts solcher Eskapaden nicht zuerst in der Partei, sondern in den Medien, die gerade im Sommerloch begierig darauf warten diese Linke endlich politisch zu entsorgen.

Dabei sind es doch schon die eigenen musikalischen Freunde, die offen darüber berichten, dass so manch linker Bundestagsabgeordneter intensiv mit Parteien des rechtsnationalen Spektrums zusammenarbeitet. Das mag auch den verbliebenen und halbwegs vernünftigen Teilen der Linken sauer aufstossen. Das reinigende Gewitter bleibt aber aus. Weil selbst der mitregierungswilligste Reformlinke bereit ist noch viel mehr rot-braune Kröten zu schlucken, um dieses nicht lebensfähige Gebilde einer Mosaiklinken über die Zielgerade der Fünfprozent-Hürde zu schleppen. Und sich damit das eigene Mandat zumindest für weitere vier Jahre zu sichern.

Darin besteht dann auch die heimliche Übereinkunft mit den Genossen der unerklärten Querfront. Auch diese sind mittlerweile nur noch daran interessiert, wenigsten ein halbwegs passables Ergebnis einzufahren. Oder, anders formuliert, keine zu grosse Niederlage zu kassieren. Den Kampf um die Partei haben sie ohnehin schon aufgegeben. Vermutlich weil sie längst wissen, dass diese Einheitslinke ein Traumgebilde ist. Den Kampf um ihre Mandate und die Staatsknete werden sie aber bis aufs Messer führen. Nur, das brauchen sie gar nicht, denn es ist längst kein innerparteilicher Widersacher mehr in Stichweite.

Da kann der Reformpolitiker noch so leise in seinen nicht vorhandenen Bart murmeln, dass man mit Wagenknecht, Dehm, Lafontaine und anderen Westlinken schon lange keine Organisationsteilhabe mehr haben möchte. Glücklicherweise tagt noch nicht einmal mehr der Parteivorstand vor der Wahl. Der Kelch des offenen Konfliktes zieht also vorüber, bis der eigene Arbeitsplatz hoffentlich wieder in trockenen Tüchern ist.

Und dann kann es möglicherweise passieren, dass tatsächlich einige, gut genährt von ihren Diäten, „rüber gehen“. Aber dann ist es auch ziemlich wurscht. Jedenfalls in der Denke der Linken, die von Wahltermin zu Wahltermin planen. Erbaulich ist das nicht. Und linke Politik wird so ganz sicher nicht zu einem Motor der Veränderung in diesem Land. Aber, wer weiss, vielleicht ist auch das mittlerweile wurscht. Da wird sich so mancher an einen anderen, durchaus treffenden, Spruch erinnern: „Never ride a dead horse!“
(mb)

21 Kommentare

  1. Meine Erfahrung ist das man solche Leute nicht aus der Partei rauswirft ,leider

  2. je nun Johann, dass siehst du so, ich auch. Dies hat Herr Stalin, „der Vater aller Völker“ anders gesehen, seine deutschen Bejubler ebenso. z.B. ein gewisser Herr Ulbricht, der ja auch Antifaschist war, und sehen es bis heute immer noch viel zu viele. Natürlich kann jemand, der zu ihm geflüchtete Antifaschisten an deutsche Faschisten ausgeliefert hat- auch schon vor dem unseligen Pakt, der Hitler letztlich erst seinen Raubkrieg ermöglichte- allein aus diesem Grund kann „der beste Freund der deutschen Jugend“ kein Antifaschist gewesen sein- von allen anderen Verbrechen nicht zu reden.
    Da der Begriff Antifaschist gesetzlich nicht geschützt ist, kann sich jeder, auch der schlimmste Blutsäufer, unter diesem Label einreihen. Womit wir wieder beim „kein Wert an sich“ sind.
    Eine Bemerkung noch an erlangen: Ich kenne einen Bundestagskandidaten der PDL, der öffentlich-zusammen mit Frau Höger der Meinung war und ist, dass wir den Holocaust vergessen sollen, „den wir wollen nicht nach hinten schauen, sondern nach vorne“. Auch aus der Partei werfen?

  3. Korrektur: Es muss bei Chrustchev natürlich Antikommunist heißen. In einem haben sie Recht: Ich bin Antikommunist, auch ganz gewiss Antifaschist. Allerdings gilt. Antifaschismus ist kein Wert an sich. Stalin, Mao u. a. Gewalttäter figurieren ja ebenfalls unter diesem Label.

  4. Schon wieder dummes Zeug geredet, Erlanger. Nolte hat behauptet, dass der Aufstieg Hitlers eine Reaktion auf den Aufstieg der SU gewesen sei. Dies habe ich nicht behauptet. Ich relativiere keineswegs den Holocaust. Ich sehe nur keinen Unterschied darin, ob man Millionen aus Klassengründen (Stalin) oder aus Rassegründen (Hitler) ermordet. Im übrigen müsste Chrustchew dann auch Faschist sein, der hat schließlich die Massenmorde und sonstigen Verbrechen als erster öffentlich gemacht.
    Im übrigen bin ich schon aus der Linken ausgetreten, weil mir der antisemitische Kurs großer Teile der Partei zuwider war und ist.
    Krankenpfleger, sie sollten sich vielleicht selber pflegen, oder über den Besuch einer entsprechenden Einrichtung nachdenken. Weder bin ich „Bodo“, noch „hausiere“ ich seit Jahren durch Blogs.
    Dass sie beide in keinster Weise auf meine Feststellungen in Bezug auf die Massenmörder Stalin, Mao und Polpot eingehen, zeigt, dass sie diskussionsunfähige Dogmatiker sind, die an Stelle sachlicher Diskussion mit haltlosen Behauptungen und Beleidigungen arbeiten.Um es nochmal zusagen: Von Lenin an haben die Bolschewisten aus ihrer Absicht ihre Gegner zu vernichten, keinen Hehl gemacht und diese Absicht auch von Anfang an in die Tat umgesetzt. Der letzte in diesem Gruselkabinett war Herr Mielke und die Anweisung sog. Grenzverletzer zu vernichten. Hat in ca. 1000 Fällen ja Erfolg gehabt. Wie sagte doch Herr Stalin: “ Ein Mensch, ein Problem. Kein Mensch, kein Problem“.

  5. R.T.Erlangen
    Nicht aufregen ist doch blos der Bodo, der geht mit seinem Antikommunismus und seinem rot=braun, schon seit Jahren durch die Blog´s hausieren.

  6. nun entspannen sie sich mal. der ton unter den kommentatoren ist leider häufig etwas überzogen. andere blogs haben wegen solcher zustände die kommentarfunktion deaktiviert. noch scheuen wir vor diesem schritt zurück.

  7. Wenn die Potemkin-Redaktion diese Holocaust-Relativierung a la Ernst Nolte von roskar duldet und nicht deswegen umgehend aus der Linkspartei rausgeschmissen wird, dann dürfte sich die Linkspartei als Querfront gleich überlebt haben. Dieser „Sonderschullehrer“ ist schlicht und einfach ein verkappter Nazi.

  8. Nachtrag: Also vergessen wir die Toten im Arbeiter und Bauernparadies, die insgesamt in den zweistelligen Bereich geht, weil wir wollen nicht „aufrechnen“. So hätten sies gerne.
    Auch in der VR China war das „Vernichten durch Arbeit“ vor allem während des großen Sprungs nach vorn, Programm-36-40 Millionen Tote von 58-62. Herr Polpot schaffte dann noch weitere 2 Millionen Tote durch Arbeit ins staatssozialistische Massengrab.

  9. Herr Erlangen, in meiner langen und bewegten Laufbahn als Sonderschullehrer habe ich eine Menge Blödsinn gehört. Sie sind ab heute unangefochtener Spitzenreiter in dieser Hitliste. Die Lager der Nazis dienten nicht nur der Vernichtung, sondern auch der Zwangsarbeit. Was den Herrn Stalin angeht, so sind allein 5 Millionen Kulaken durch Arbeit und Unterbringung umgekommen. Es war sehr wohl auch Vernichtung durch Arbeit, und dies war ebenso gewollt wie bei seinem braunen Bündnispartner.
    In den Lagern an der Kolyma, in Workuta. in Magadan, in Workuta sind die Zwangsarbeiter zeitweise gestorben wie die Fliegen.
    Ehe sie mich wieder anpissen, informieren sie sich erst mal. Die Literatur zu diesem Thema ist kaum mehr zu überblicken.

  10. @roskar: Wer von „die Arbeitsbedingungen für Zwangsarbeiter in braunen und roten Lagern“ redet, hat entweder einen Knall oder ist ein Revisionist. Die „Arbeitsbedingungen“ in den KZs dienten der Vernichtung („Arbeit macht frei“), dies mit den schlimmen Bedingungen der Gulags zu vergleichen (oder gar aufzurechnen) ist nun wirklich braunes Gedankengut. Was Du hier betreibst, nennt man auch Holocaustleugnung und die ist strafbar.

  11. Die Krise in Südeuropa , mit Millionen Arbeitslosen und Verarmten, wird früher oder später auch in D. ankommen, ob mit SW und DGB oder ohne. In Frankreich ist sie gerade angekommen. Und was machen wir dann? Grundeinkommen für alle!? lollollol

  12. „Fürchterlich“ waren die Arbeitsbedingungen für Zwangsarbeiter in braunen und roten Lagern, die Arbeitsbedingungen in der alten Bundesrepublik waren es- bei aller berechtigten Kritik, und es gab viel zu kritisieren- in aller Regel nicht.

  13. Der DGB vertrat in der Frage der Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte im Jahre 1975 folgende Position (Heinz Richter, Leiter der Abteilung „Ausländische Arbeitskräfte“ beim DGB Bundesvorstand): „Diejenigen die glauben, dass die deutschen Gewerkschaften oder die Bundesrepublik Deutschland eine Politik machen würden, die zuließe, dass es Millionen deutsche Arbeitslose gibt, während die Ausländer in Arbeit sind, irren, das kann man von uns wohl nicht erwarten, das wäre eine Illusion.“ Frau Wagenknecht hat sich also der Denke einer Zeit angenähert, die ganz sicher nicht herbeigesehnt werden muss. Diese Art von „Politik machen“ ist nur noch erbärmlich!

  14. @WennutztdieseSeite?
    Irgendwie verklärst du die VErgangeheit – der ANteil an Vemrögen und Einkommen ist zwar geesunken, der absolute Wert aber gestiegen, allerdings wurde die Zahld er davon ausgeschlsosenen erhöht. Es sit also eine differenzeirte GEscichte. Aber dann sieh dir mal so eine Dinge an westdeutschen Arbeitsplätzen der 70’er JAhre an – kein Diskriminierungschutz, kaum betriebliche Weiterbildung und auch wenig Rücksicht auf gesundheitliche Belange. Für Kranke, Frauen, AusländerInnen und Homosexulle waren dies fürchterliche Zeiten in den westdetuschen Betrieben. Klar – den deutschen, weißen, gesunden Facharbeitern ging es recht gut – aber auch die bildeten damals keine Mehrheit in der Bevölkerung.

  15. @Hagen

    Die Menschen sind nun einmal wie sie sind. Dem BRD -Bürger ging es bis zu den 80igern materiell nicht schlecht. Die Bruttolohnquote am Volksvermögen lag 1980 bei 75 Prozent. Dazu die ganzen anderen Sozialleistungen die unter dem Druck des Osten eingeführt wurden. Diese „soziale MArktwirtschaft“ ist doch tief im Wessi eingewurzelt. Die Zusammenhänge sieht er wenn übrehaupt nur sekundär. Wenn ich mich mit einem arbeitenden „Wessi“ unterhalten sagt er zumindest oft , uns ging es bis zu Wende auch besser, speziell die Westberliner. 😉 Aber nach 80 Jahren Antikommunismus kann ich denen nicht mit sozialistischen „Phrasen“ kommen sondern nur die Zusammenhänge mit konreten Problemen verbinden.

  16. @wemnutztdiese Seite. Ja du hast Recht. Sie sagt „gut finden“, statt „lieben“. Aber wenn Du das Eine durch das Andere in meinem Kommentar ersetz,t ändert sich rein garnix an der Argumentation.
    Wohingegen ich nicht weiß, welche Folgerungen du aus deinem Hinweis auf den Bewusstseinstand in Deutschland – bezogen auf das Thema – ziehst. Sollen wir jetzt so tun, als wollten/könnten wir die Verhältnisse der „Alte Bundesrepublik“ irgendwie restaurieren? Uns dem irgendwie annähern? Dem ‚gemütlichen‘ „Rheinischen Kapitalismus“?
    Und wenn nicht (hoffe ich zumindest), welchen Sinn hätte dann Sahras Wahlköder: „Wer die alte Bundesrepublik gut findet kann nur DIE LINKE wählen“. Nur einen Sinn: Eben Wahlköder zu sein. Anything-Goes-Populismus.
    Sahras Lehrlings-Statement überschreitet das noch mal. Sowas ist mir in Frankreich von der ‚Front National‘ bekannt. Wie weit geht linker Pluralismus. So weit doch wohl nicht. Dies wollte ich vorhin anmerken und tue dies hier nochmal.

  17. es ist schon erschreckend wie lange lafontaine, wagenknecht, sl und deren m21-truppenteile unbehelligt alles und jeden in der partei als „parteirechte“ mobben konnten….und dabei selbst so rechts stehen, dass für sie in einer linken partei kein platz mehr ist. mal sehen ob diese falschspieler nach der wahl endlich stress bekommen und gegangen werden.

  18. @Hagen

    Sahra hat nicht gesagt “ liebt“, sondern wer die „alte BRD gut findet“. Nun das tut ein großer Teil der Arbeiterklasse auch der ostdeutschen AK vor 89. Das das so ist mag befremdlich sein, aber ist der derzeitige Bewußtseinsstand.

  19. Am gleichen Tag ein anderes Interview von Sahra Wagenknecht im „Straubinger Tageblatt“ mit der Kernbotschaft: „Wer die alte Bundesrepublik liebt, kann nur noch die Linke wählen“. Das Dumme ist jetzt nur: ich persönlich habe sie nicht wirklich „geliebt“, sondern im Gegenteil: Die Kritik ihrer gesellschaftlichen Verhältnisse machte mich zu einem „Linken“ mit dem biographischen Resultat, dass ich schließlich in der Linkspartei landete. Als Genosse von Frau Wagenknecht also. Was nun? Nun gut: ich rechne Sahra an, dass sie die „Alte Bundesrepublik“ ja nur über Oskar und Ludwig Erhard kennt.
    Vielleicht hat sie das aber auch nicht Ernst gemeint, sondern einfach geglaubt, dass das „Straubinger Tageblatt“ eben das ‚Leitmedium in Straubing’ und der „Planungsregion Donau-Wald“ sei und dort eben die „Alte Bundesrepublik“ noch „geliebt wird“? Was sich eine – schließlich anerkannt schlaue – Berlinerin eben so unter „Niederbayern“ vorstellt.

    Und damit schließt sich der Kreis zum Thema: Wenn man sich als Stimmenfängerin von jedem inhaltlichen Kompass emanzipieren kann, warum also nicht auch ‚Deutsche Lehrstellen nur für Deutsche’? Gut, das Dingens mit: ‚Zurück zu D-Mark’ hatten wir jetzt gerade schon, aber vielleicht könnte Oskar seine berühmte Fremdarbeiter-Rede wieder aktualisieren? Mit einem Direktmandat in der „Planungsregion Donau-Wald“ könnte man doch das saarländische BTW-Listendebakel kompensieren.

    Alles total schlau bedacht. Bleiben nur zwei Fragen:
    1. Wie weit geht eigentlich linker Pluralismus?
    2. Sitze ich in einem Boot ohne Kompass, das einem populistischen Zufallskurs folgt? Dafür habe ich jedenfalls keine Fahrkarte gelöst.

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