Saarlinke muss ohne Lafontaine kämpfen

Der ohnehin schon angeschlagene saarländische Landesverband der Partei Die Linke muss in diesem Wahlkampf auf sein Zugpferd Oskar Lafontaine verzichten. Der ehemalige Bundesvorsitzende und derzeitige Fraktionschef im Saarbrücker Landtag steht nach Presseberichten nicht für Auftritte in seinem Heimatland zur Verfügung. „Im Saarland sind keine Auftritte von Oskar Lafontaine geplant, er lehnt alles ab“, weiss die „Saarbrücker Zeitung“ aus Parteikreisen zu berichten. Stattdessen wird Lafontaine sich mit zahlreichen öffentlichen Auftritten in Nordrhein-Westfalen engagieren. Dort kämpft seine Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht als Spitzenkandidatin für die Sozialisten.

Lafontaines Rückzug dürfte mit den Turbulenzen rund um die Aufstellung der Landesliste zu erklären sein. Bei der Listenaufstellung im Mai wurde seine Favoritin Claudia Kohde-Kilsch von den anwesenden Genossen nicht zur Spitzenkandidatin gewählt. Stattdessen wurde, mit tatkräftiger Unterstützung Lafontaines, die Bundestagsabgeordnete Yvonne Ploetz zur Spitzenkandidatin bestimmt. Schon kurz nach dem Parteitag wurden dann erste Zweifel an den Auszählungsergebnissen öffentlich. Der unterlegene Kandidat Thomas Lutze strengte eine Neuauszählung und Wahlanfechtung an, bei der festgestellt wurde, dass die Stimmauszählung zugunsten seiner Kollegin Ploetz fehlerhaft war. Auf der notwendigen neuen Wahlversammlung Ende Juni wurde dann Thomas Lutze zum Spitzenkandidaten gewählt. Lafontaine dürfte dies als persönliche Niederlage gewertet haben.

Wenige Tage nach der Wahl der Landesliste kündigte zudem der langjährige Vorsitzende und Vertraute Lafontaines, Rolf Linsler, an, dass er im November nicht wieder als Vorsitzender zur Wiederwahl zur Verfügung stünde. Favorit für die Nachfolge Linslers dürfte Heinz Bierbaum sein, der auch als enger Weggefährte Lafontaines gilt. Bierbaum, der parlamentarischer Geschäftsführer der Landtagsfraktion ist, hatte zudem die Wahlkampfleitung inne. Wie erst jetzt bekannt geworden ist, hat er diesen Posten gleich nach der Wahl Lutzes zum Spitzenkandidaten niedergelegt. Ein neuer Wahlkampfleiter wurde bislang noch nicht bestimmt.

Die Saarlinke dürfte es unter diesen Voraussetzungen denkbar schwer haben, an die bisherigen Wahlergebnisse anzuknüpfen. Noch 2009 konnte sie mit 21,18% ein Rekordergebnis für Die Linke in Westdeutschland bei einer Bundestagswahl erzielen. In einer Umfrage von Anfang Mai liegt sie nur noch bei 8%. Die Ereignisse rund um die Listenaufstellung dürften diesen Wert noch weiter nach unten drücken. Bislang war der Verband mit zwei Abgeordneten in Berlin vertreten. Als sicher für die kommende Wahl galt bislang immer nur der erste Platz der Liste. Hierzu wäre ein Ergebnis von um die 5,5% notwendig.
(mb)

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