Was macht eigentlich… die Wahl in der Provinz?

Der Vollständigkeit halber wollen wir noch einen Blick auf einige ausgewählte Wahlergebnisse des Sonntags aus der bundesdeutschen Provinz werfen. In der Linken in Brandenburg und darüber hinaus sorgte die Kandidatur von Wolfgang Nešković im Wahlkreis Cottbus-Spree-Neiße für einige Aufregung. Nešković, der 2009 auf dem Ticket der Linken in den Bundestag einziehen konnte, trat damit in direkte Konkurrenz zu seiner alten politischen Heimat. Aber auch mit tatkräftiger Unterstützung führender westdeutscher Linker, wie Wagenknecht und Ernst, ist ihm lediglich ein kleiner Achtungserfolg und ein Nadelstich gegenüber seiner Konkurrentin gelungen.

Für Nešković stimmten noch nicht einmal 10.000 Wahlberechtigte. Damit erzielte er ein Ergebnis von 8,1%. Aber auch Birgit Wöllert, seine Konkurrentin der Linken, schaffte es mit 20% der Erststimmen nicht den Wahlkreis zu gewinnen. Gegenüber dem Ergebnis 2009 hat Die Linke vor Ort damit 10% der Erststimmen verloren. Ziemlich genau die Prozentpunkte, die Nešković für sich verbuchen konnte. Wöllert kommt allerdings fast auf das landesweite Erststimmenergebnis der Linken, das bei 23,9% liegt. Da sie über einen Platz auf der Landesliste abgesichert war, zieht sie trotz des Misserfolges im Wahlkreis in den Bundestag ein.

In Niedersachsen hat Die Linke unter ihrem Spitzenkandidaten Diether Dehm über 3 Prozentpunkte verloren und liegt bei glatten 5,0%. Dehm selber zeigt sich trotzdem hochzufrieden: „Das ist das Ergebnis unseres Straßenwahlkampfes, dem besten Wahlkampf, den wir je gemacht haben“, sagte er noch am Wahlabend der dpa. Allerdings hätte nach seiner Ansicht etwas mehr eurokritischer Wahlkampf das Ergebnis noch weiter verbessert. Ob das Fehlen dieses Mehr auch der Grund für sein schlechtes Abschneiden im eigenen Wahlkreis ist, hat er dpa nicht verraten.

In Hannover-Land 1 erzielte Dehm nur ein persönliches Ergebnis von 3,6%. 2009 konnte Die Linke dort noch 6,5% der Erststimmen gewinnen. Damit liegt der eigensinnige Spitzenkandidat sogar noch unter dem landesweiten Erststimmenergebnis von 4,3%. Möglicherweise war der Wähler von der ursprünglichen Musikauswahl, den friedenspolitischen Botschaften oder den neuen Freundschaften des Kandidaten nicht so angetan, wie erträumt.

Ein Lichtblick für die Westlinke und vermutlich ein Grund für ihren vorschnellen Führungsanspruch in der Fraktion dürfte das persönliche Ergebnis von Sahra Wagenknecht sein. Im Wahlkreis Düsseldorf 2, den letztlich die CDU gewinnen konnte, sammelte die Lebensgefährtin von Oskar Lafontaine, mit tatkräftiger Unterstützung ihres Partners, 9,1% der Erststimmen ein. Damit liegt sie deutlich über dem landesweiten Erststimmenergebnis von 5,1% in NRW.

Lafontaines und Wagenknechts Heimatverband an der Saar dürfte mit dem Ergebnis des Sonntag nicht zufrieden sein. Glatte 10% konnte man dort nur – oder angesicht des Zustandes der örtlichen Partei erstaunlicherweise – noch holen. 2009 war man mit 21,18% auf dem Niveau gestandener Ostländer angekommen. Als einziger Mandatsträger der saarländischen Linken wird nun Thomas Lutze, ein zugezogener Ostdeutscher und vermeintlicher Reformer, in den Bundestag einziehen.

Dieser „Erfolg“ scheint die Führung des Verbandes so nachhaltig verärgert zu haben, dass Landesvize Hans Jürgen Gärtner in seiner Presseerklärung vom Montag nur davon spricht, „dass wir wieder mit einem Abgeordneten im Bundestag vertreten sind“. Noch nicht einmal mehr den Namen mag man erwähnen. Wohl aber droht man vorsorglich an, dass „wir uns natürlich mit dem deutlichen Stimmenverlust beschäftigen müssen“.

Und für die Genossen, die es noch nicht vermutet haben, wird erklärt, dass „wir – auch durch das Engagement von Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht – in fast allen westdeutschen Bundesländern klar über fünf Prozent gekommen sind und auch den Wieder-Einzug in den hessischen Landtag geschafft haben“. Schade mag man da sagen, hätte Lafontaine nicht aus Frust über die Aufstellung Lutzes in den örtlichen Sack gehauen, wäre es ihm sicher gelungen die Saarlinke zu alten Höhen zu führen. Immerhin hat er sogar die hessische Linke in den Landtag einziehen lassen. Oder was immer Genosse Gärtner mit seiner Lobhudelei ausdrücken wollte.
(mb)

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