Es ist kein Wunder, dass die meisten Schriftsteller und Intellektuellen politisch gesehen links der Mitte zu positionieren sind. Die Teile der Intelligenzija, die nicht egoistisch daran dachten, ihre Fähigkeiten zur Mehrung des eigenen Vorteils einzusetzen, sondern aus moralischen, ja ethisch-normativen Intentionen heraus agierten, waren die meiste Zeit progressive Intellektuelle, die versuchten, politische und soziale Gerechtigkeit herzustellen oder diese zu verbessern. Daraus ergibt sich ergo aus gutem Grund eine linke, sozialkritische Perspektive, zumal da der Kapitalismus als System nicht den Wohlstand jedes Einzelnen verbessert, sondern nur den einiger weniger. Sogar viele Kritiker des Sowjetsystems kritisierten ja keinesfalls den Sozialismus per se, sondern setzen sich häufig für diesen gegen das Unrechtsregime ein und wurden so zu linken Dissidenten in der kommunistischen Diktatur.
Um solche linken Schriftsteller und Intellektuellen soll es in der neuen Literaturkolumne der Potemkin-Zeitschrift gehen. Wir taufen sie auf den naheliegenden Namen Linke Literatur. Darin werde ich alle zwei Wochen immer freitags ein Buch rezensieren, das als linkspolitisches Werk sozialkritischer Art fungieren kann. Dabei kann es sich um diverse Bucharten handeln: Von politisch-philosophischen, sozial- und kulturwissenschaftlichen sowie historischen Abhandlungen oder journalistischen Berichten und Pamphleten, bis hin zu literarischen Werken, die einen dezidiert sozialkritischen Duktus in ihrem künstlerischen Werk haben. Am ersten August beginnt unsere zweiwöchentliche Bücherkolumne mit dem philosophischen Buch Kritik von Lebensformen, der Habilitationsschrift von Rahel Jaeggi (Suhrkamp 2013).
Philip J. Dingeldey