Nun hat auch der zweite Teil des Politduos, das eine Ode an den scheidenden Parteivorsitzenden zu Papier brachte, seinen Hut in den Ring geworfen. Nach Diether Dehm, der einen Sitz im erweiterten Gremium des 44-köpfigen Vorstandes anstrebt, hat nun heute Wolfgang Gehrcke öffentlich erklärt, dass er für den stellvertretenden Parteivorsitz kandidieren wird. Er möchte das Profil der Linken als einzige Friedenspartei im Parteienspektrum stärken und die im Erfurter Programm verankerten pazifistischen Grundsätze im Vorstand und der Partei vertreten. Im Bezug auf seine Verankerung an der Basis muss sich Gehrcke allerdings fragen lassen, warum er seine Kandidatur erst über die Verteiler der Fraktion geschickt hat, bevor auch das „gemeine Parteivolk“ davon in Kenntnis gesetzt wurde. Präferenzen im Bezug auf mögliche Vorsitzende, denen er als Stellvertreter zur Seite stehen will, sind zumindest in der Erklärung nicht zu finden. Seine Äusserungen der Vergangenheit lassen allerdings vermuten, dass er als Stellvertreter eines möglichen Vorsitzenden Dietmar Bartsch nicht in Betracht kommt.
Im Tagesspiegel hat sich auch der Justiziar der Fraktion, Wolfgang Neskovic, zu Wort gemeldet und plädiert dafür, dass die Partei, für die er seit 2005 als parteiloser Abgeordneter im Bundestag sitzt, nach Göttingen von einer Doppelspitze aus Sahra Wagenknecht und Katja Kipping geführt wird. „Bartsch und seine Gefolgsleute“ könnten gerade Kipping nichts entgegen setzen, denn „sie sind Experten in der Erringung der Macht und zugleich weitgehend planlos, was sie mit der errungenen Macht überhaupt Linkes anfangen sollen.“ Wagenknecht als zweite weibliche Vorsitzende sei „einer Vielzahl ihrer Konkurrenten und Neider nicht nur intellektuell überlegen“ und somit die ideale Ergänzung zu Kipping, die nach Neskovic keine Reformerin ist. Dieser Vorstoss von Neskovic, der sich schon in der Frage der Zulässigkeit einer Mitgliederbefragung gegen Bartsch und seine Ideen der Beteiligung der Basis stark gemacht hat, erntet Kritik an Form und Inhalt aus den Reihen der Fraktion und der ostdeutschen Landesverbände, zumal Neskovic vorgeworfen wird, dass er versucht die Partei von Aussen zu beeinflussen und Solidarität einfordert, sich aber selber noch nicht einmal über die übliche Mandatsträgerabgabe an der Finanzierung der Linken beteiligt.
Potemkin berichtet am Samstag ab 11 Uhr live in Form eines ständig aktualisierten Tickers vom Parteitag in Göttingen. Die Linke selber bietet unterschiedlichste Arten der Live Berichterstattung an, diese sind im Parteitagsportal aufgelistet.
(mb)