Wagenknecht: Vertrauen im Westen nicht verspielen

Zur Debatte über eine stärkere Gewichtung ostdeutscher Themen und der Stellung der Partei in den neuen Bundesländern hat sich nun auch die Vizechefin von Fraktion und Partei Sahra Wagenknecht zu Wort gemeldet. In einem Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung vom Montag äusserte sie die Sorge, dass der Brief der ostdeutschen Landes- und Fraktionsvorsitzenden eine Debatte über den Begriff des Erfahrungsvorsprunges in der Partei Die Linke anstösst, der zu Missverständnissen führen könnte.

22 Jahre nach der Vereinigung sei die soziale Frage weiterhin das zentrale Thema der Partei in Ost und West. „Niedrige Löhne, Armutsrenten, auch Hartz IV sind im Ruhrgebiet ein genauso akutes Problem wie in Bitterfeld, Halle oder anderswo.“, so die in Jena geborene und über die Landesliste NRW in den Bundestag gewählte Saarländerin. Die in den letzten Tagen angesprochene mangelnde Zahlungsmoral der Genossen hält Wagenknecht nicht für ein spezifisches West-Problem, da diese gerade bei Jüngeren in Ost wie West schlechter sei als bei Älteren, was „auch mit der Unsicherheit der Lebenssituation, verbreiteten Niedriglöhnen und Hartz IV zusammen“ hängt.

Gregor Gysi, ihr mutmasslicher Konkurrent um den Posten des Spitzenkandidaten zur nächsten Bundestagswahl, sehe auch, so Wagenknecht, keinen Konflikt zwischen Ost und West in der Partei. „Er möchte, wie wir alle, ein gutes Bundestagswahlergebnis. Und das kriegen wir nur, wenn wir auch ein gutes Ergebnis im Westen haben. Bei der letzten Wahl kam die Mehrheit unserer Wähler aus den alten Ländern.“ Zur Zeit liegt Die Linke in den Umfragen bei 3% im Westen und 16% im Osten. Bei der letzten Bundestagswahl in 2009 konnte sie noch 8,3% im Westen und 28,5% im Osten erzielen.
(mb)