Nachdem es mit dem Ministeramt in Niedersachsen nicht geklappt hat, plaudert die stellvertretende Vorsitzende von Partei und Fraktion in der aktuellen „Bild am Sonntag“ mit Carsten Maschmeyer über ihren Hang zum Luxus. „Schöne Reisen machen oder in ein gutes Restaurant gehen ist Lebensqualität“, so Wagenknecht. Viel Geld gebe sie auch für Konzerte und Bücher aus. Selbst ihren Champagner zahlt die ehemalige Frontfrau der Kommunistischen Plattform selber. Luxus erlebt sie auch in ihrer freien Zeit, die sie mit Leben, Lesen, Fahrrad fahren und guten Freunden verbringt. Eine Steuer auf Luxusgüter hält sie nicht für notwendig, lieber sei ihr eine Millionärssteuer und eine neue Wirtschaftsordnung. Ob ihr die Prekarisierten dieser Gesellschaft in ihrem Verhältnis zum Luxus und der Forderung nach einer neuen Ordnung folgen, verschweigt uns Genossin Wagenknecht zumindest in diesem Gespräch noch.
(mb)
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12 Kommentare
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Hm, dem Kommentarstrang, der in „doppezüngig“ (vorläufig?) endet, kann ich nur zustimmen.
@wendl:
“ … Hier werden dann die “feinen Unterschiede” zwischen dem Lebensstil der “Leisure Class” und dem der arbeitenden Klassen demonstriert. …“
D A S möchte ich erklärt haben, – wer ist hier „leisure“, wer „working“ ?
Seit ich Bommi Baumann in London über den Weg lief, hat sich der Gebrauch bzw. Bedeutung von „leisure“ (Freizeit: -> „Leisure Square“ statt „Leicester Square“ im damaligen Jargon, weil Mini-Broadway; freizeitmässig, bis zu „locker“ oder „lässig, ohne die jeweiligen Originalbegriffe dafür zu erreichen) wohl kaum dramatisch geändert.
Auch wenn Maschmeyers Wirken als „malicious“ bis kriminell einzustufen ist, ist er gewiß einer jener personifizierten Widersprüche zur „Leisure Class“!
@ Michael Wendl Um Mißverständnisse zu vermeiden: Ich sehe es wohl wie die meisten Mitglieder der PDL denen das eitle Gehabe vieler Funktionäre und die ständig über die Medien ausgetragenen Streitereien der Funktionäre untereinander einfach nur noch auf den Sack gehen. Ob es sich nun um eine „Erklärung der Landesvorsitzenden Ostdeutschlands “ handelt oder Sarah Wagenknecht in einem „Zeit“-Interview darüber spricht „daß sie sich auch einen Vorstand ohne Reformer“ vorstellen könne. Bei Sarah Wagenknecht nervt es mich besonders daß gerade die sie unterstützende AKL diese Unsitte bei den FDS-Genossen durchaus zu Recht kritisiert hat . Nun wo Sarah Wagenknecht das gleiche macht wird der Mund gehalten. Das ist genauso doppelzüngig wie die Regierungsofferte während der Niedersachsenwahl. Dort wurde auch genau das gemacht was vorher am FDS lautstark kritisiert wurde. Es geht mir auch auf die Nerven daß ich als Mitglied der PDL von Problemen innerhalb der Partei aus Siegel,Stern,Zeit u.a. erfahre und diese kaum noch innerhalb der Partei besprochen werden.
Sahra Wagenknecht gehört nicht zu den wirklich Reichen in der deutschenGesellschaft, aber darum geht es in dieser Debatte auch gar nicht. Es ist auch Unsinn, ihren bescheidenen Wohlstand, den sie sich mit Büchern erschrieben hat, vorzuwerfen. Das Problem ist doch anders: sie lässt sich von BILD und FAZ als Paradiesvogel zur Unterhaltung und Ergötzung eines bügerlichen Publikums vorführen. Sicher ist das Gerede von den Konzernmedien Quatsch; diese Medien brauchen keine Konzerne, die ihnen die Richtung weisen, sie wissen selbst viel besser als Konzerne, wie Unterhaltung inszeniert wird und sich gut verkaufen lässt. Dem Publikum wird hier das Stück: die Kommunistin und der Milliardär als Story von widersprüchlich handelnden und insofern interessanten Individuen vorgespielt; die Klassengesellschaft, in der dieses Stück spielt, wird zwar von Sahra tapfer eingebracht, aber um diese Gesellschaft dreht sich diese Story nicht, sondern um die, die „schöne Reisen machen oder in ein gutes Restaurant gehen“ oder „viel Geld für Bücher oder Konzerte ausgeben“ und da stellt sich dann auch die partielle Gemeinsamkeit (bei den Büchern wird sie nicht bestehen) zwischen der Kommunistin und dem Milliardär wieder her. Hier werden dann die „feinen Unterschiede“ zwischen dem Lebensstil der „Leisure Class“ und dem der arbeitenden Klassen demonstriert. Deshalb meine ich, dass solche Interwiews der Partei nichts bringen, weil sie ein Stück Abgehobenheit und Distinktion zeigen, das die Wirkung der auch gezeigten Empathie für die Krankenschwester wieder zunichte macht.
Was “ Aha !?!?“ Geht es auch ausführlicher ?
Aha!?!?
@ Heuohr Das Problem ist die Doppelmoral Sarah Wagenknechts und ihres Anhangs aus SL und AKL. Das zeigt sich besonders im Umgang mit den „Konzernmedien“ wie sie das so schön nennen. Was sie bei konkurrierenden Mitgliedern der PDL lautstark beklagen machen diese bigotten Genossen nämlich selbst. Sie betreiben Eigendarstellung über die „Konzernmedien“ und benutzen diese wie besonders vor dem Göttinger Parteitag als Bühne innerparteilicher Profilierung.
Hier wird wieder einmal deutlich, wie unfähig viele linke Menschen in diesem Land sind in Widersprüchen zu denken, bzw. diese zu akzeptieren. Anstatt froh zu sein, auch mal über eine Figur zu verfügen, die linke Gedanken sogar an die Bild-LeserInnen transportiert wird sich darüber hämisch mokiert. Nee, so wird das nix mit 5% in Westdeutschland.
Die PdL hat nur eine Chance, wenn sie sich auch Menschen zuwendet, denen es gut geht, die aber die herrschenden Zustände so nicht akzeptieren wollen. Aber blöd wie einige Parteileute sind, überlässt man die lieber sich selbst oder den verlogenen Grünen.
Ganz davon abgesehen: Kann man denn SW wirklich zu den reichen in diesem Land zählen?I
ch bin absolut kein Anhänger von SW, aber mir scheint da doch sehr viel Neid im Spiel zu sein.
„Die Gesellschaft , die wir anstreben hat nichts mit der DDR zu tuen “ Wieso wählt diese Partei jemanden wie Manfred Sohn in den NDS-Landsvorstand . Sein Buch „Der dritte Anlauf „ist ein Bekenntnis zu autoritären Methoden
Das politische Problem solcher „Streitgespräche“ ist eher, dass sich Sahra Wagenknecht hier auf einer Ebene mit Carsten Maschmeyer, einem zu Recht nicht gut beleumdeten Absahner aus der Finanzbranche präsentiert – sozusagen zwei Reiche, der eine eher unsympathisch und mit Politikern wie Schröder eng verbunden, die andere spielt die anständige Reiche, deren Lebensideal die Besserstellung der Armen sein soll oder auch ist. Diese Haltung passt eher in eine Feudalgesellschaft, in der Reiche Empathie empfinden und etwas abgeben. Hier wäre ihnen die Verehrung ihrer armen Untergebenen auch mindestens wahrscheinlich. Diese Attitüde passt aber nicht in demokratische Gesellschaften, in denen die Armen diesen herablassend-freundlichen Edelmut eher als die Arroganz der Oberschichten wahrnehmen. Wagenknecht spielt eine Superrolle als Ikone von Traditionssozialisten, die ihre Helden (hier: Heldin) brauchen, so wie das vor über 90 Jahren mit Luxemburg und Liebknecht (und Lenin, Trotzki, Bucharin, dem „Liebling der Partei“) auch schon der Fall war. Für die Wähler ist diese Haltung („ich kaufe meinen Champagner selbst“) aber schwer zu ertragen. Wagenknecht spricht damit eine andere Wählerklientel als die der LINKEN an. Ihre Debattenbeiträge in der FAZ sind unschädlich, denn wer aus der potentiellen Leserschaft der LINKEN liest die FAZ? BILD-online ist da anders: solche „Streitgespräche“ (die faktisch keine sind, weil Maschmeyer den Konflikten aus dem Weg geht) befestigen den Ruf von Wagenknecht als politischer Paradiesvogel – insofern geht auch das Kalkül von BILD auf – ändern aber nichts am politischen Niedergang der Partei.
Carsten Maschmeyer und Sahra Wagenknecht mutierten mit dem Plauderstündchen in ‚Bild am Sonntag’ idealtypisch „wie Bonnie und Clyde“ sprichwörtlich zur Unzertrennlichkeit unter allen Umständen, gerade angesichts der widrigen Umstände des beinahe millionärsbesteuerten Feldversuchs des Finanzkapitalismus des 21. Jahrhunderts und stehen nunmehr für unverbrüchliche Liebe und Zusammenhalt in solcher Situation selbst bis in den Tod – lieber tot als getrennt oder in Moral gefangen – für „wir beide gegen den Rest der Welt“. Diese Metapher sollte von zahlreichen Autoren und Künstlern aufgegriffen werden und in einen Holly- oder Bollywoodschinken eingebettet werden, der das Hohelied auf die luxusgastwirtschaftliche feudale Ordnung und das Hohnlied auf die Prekarisierten dieser Gesellschaft in den höchsten Tönen zu trällern vermag. Mit dem Gewinn könnte das sogenannte Finanzloch der Linkspartei im Westen gefüllt und der larmoyanten Linken aus ihrem Jammertal geholfen werden, weil das Luxuspärchen doch das gleiche Ziel hat: Nicht Abschaffung der Armut an sich, sondern Abschaffung der Armen.
…ihr hohes „wirtschaftliches Potenzial“, das nur im „luftleeren Raum“ funktioniert, hat sie ja bei der Bankgesellschaft, und deren Umgang, in Berlin in „bewiesen“….
Ganz besonders Panne von Hummer-WAGENKNECHT: Die Gesellschaft, die wir anstreben, hat mit dem Modell der DDR nichts zu tun.
Stimmt. In der DDR waren selbst die meisten Spitzengenossen zu dämlich sich in großem Maße zu bereichern. In Wagenknechtsgesellschaft wird sich dies gewaltig ändern. Sie macht es heute schon vor.
„Aber der große Feldversuch des Finanzkapitalismus ist auch gerade gescheitert und hat viele Menschen um ihren Wohlstand gebracht. Wir brauchen eine neue Wirtschaftsordnung.“
Und welche verrät sie selbstverständlich nicht – sie hat ja mehrfach gezeigt dass sie a. keine Ahnung von Wirtschaft hat und b.) geht es ja darum dass SIE und ihr Klüngel das Sagen haben wollen. Über die Tatsache dass sie opportunistisch ist bis zum get-no schwiegen wir hier lieber.