Lafontaine denkt wieder nach

Oskar Lafontaine, derzeitiger Fraktionsvorsitzender im Saarland und ehemaliger Bundesvorsitzender der Linken, denkt über seine Kandidatur zur Bundestagswahl im Herbst nach. „Ich habe mich noch nicht entschieden.“ Er traue sich aber zu, die Verantwortung zu übernehmen, zitiert ihn die „Saarbrücker Zeitung“.

Der aktuelle Bundesvorsitzende Bernd Riexinger freut sich nach eigenen Worten über jede Unterstützung Lafontaines im anstehenden Wahlkampf. Bis zur Aufstellung der saarländischen Landesliste im Mai werde Lafontaine sich entscheiden, so Riexinger weiter. In das bereits vorgestellte achtköpfige Spitzenteam könne er dann aber nicht mehr aufgenommen werden.

Angesichts des zuletzt zum Göttinger Parteitag im vergangenen Jahr offen ausgebrochenen Streites mit Gregor Gysi erscheint es ohnehin unwahrscheinlich, dass ein Bundestagskandidat Lafontaine sich in ein Team mit Gysi als Steuermann einbinden lassen würde. Lafontaine dürfte aber, wenn er denn kandidiert, ohnehin eine hervorgehobene Stellung im Wahlkampf einnehmen. Noch hervorgehobener sogar, falls Gysis politisches Ansehen durch die derzeitige Diskussion über seine Kontakte zur Stasi massiv beschädigt wird.
(mb)

17 Kommentare

  1. Eine nicht geschützte Berufskaste, die sich ständig ungefragt als „Vierte Gewalt“ eigenlobhudelt, sollte die Analogie ruhig mal weiterdenken: Im idealen Rechtsstaat kontrollieren sich die drei klassischen Gewalten gegenseitig.
    Als Exkanzler Schröder tatsächlich mal was richtig machte und zwei BILD-Soldlügner zeitweilig aus dem Regierungsflugzeug verbannte, heulten – von FAZ bis taz – die Moralsirenen – ob der „bedrohten Pressefreiheit“.
    Wer zudem den Schluss von Heinrich Bölls „Katharina Blum“ richtig mitbekam oder sich an den (Un-)Freitod eines Raimund Harmstorf erinnert, weiß, dass bisweilen auch Freiheit vor Presse geboten ist.

  2. @ Linksman Ich habe von Nationalkonservativen in der Union geschrieben. Da gabs und gibts ja auch einige die ihre Vergangenheit auch am liebsten im Dunkeln lassen würden. Das Presserecht im Saarland hat Herr Lafontaine „progressiv“ gemacht weil ihm die Negativberichterstattung über seine Zeit als Saarbrücker OB nicht so ganz geschmeckt hat. Die Verantwortung des Journalisten für die Wahrheit betreffend kommt es auch auf den Standpunkt des Betrachters an. Ich habe bisher noch nicht erlebt daß sich die Linke über den laxen Umgang mit der Wahrheit aufgeregt hat wenn es den politischen Gegner betraf. Umgekehrt ist es übrigens nicht anders. Über „Schweinejournalismus“ wird nur gewettert wenn es einen denn mal selbst erwischt und am eigenen Saubermann-Image gekratzt wird.

  3. Das Presserecht war geradezu vorbildlich progressiv.
    Journalisten – eine ungeschützte Berufsbezeichnung – wurden endlich an ihre Verantwortung erinnert, bei der Wahrheit zu bleiben. Das Recht auf Gegendarstellung wurde gestärkt.
    Abgeschafft wurde es übrigens durch die CDU.

  4. Was paßt ihnen an den Kommentaren nicht ? Herr Lafontaine hat nun mal keine strahlende Vergangenheit als aufrechter Revolutionär wie seine Anhänger es gerne hätten. Er war die meiste Zeit seines politischen Lebens SPD-Politiker. Mit häufig wechselnden politischen Ansichten die mal mehr und mal weniger links waren. Selbst nach seiner SPD-Zeit hat er einige gelinde gesagt recht zweifelhafte Ansichten geäußert die ihm den nicht weniger zweifelhaften Beifall rechtsradikaler Mitbürger eingebracht haben. Wenn sich Teile der Linken an politischen Treibjagden gegen Politiker anderer Parteien beteiligen bei denen auch in der fernsten Vergangenheit(am besten noch im Säuglingsalter) herumgewühlt wird ist es in Ordnung. Es geht ja schließlich gegen den Gegner. Wird daran erinnert daß die jüngste Vergangenheit des einen oder anderen linken Spitzenpolitikers auch nicht ohne Brüche und Hakenschlagen vor sich ging wird beleidigte Leberwurst gespielt.

  5. Sollen wir auf Lafo ein Kopfgeld setzen?? Die Kommentare sind unglaublich schlecht.

  6. Kommt auf den Standpunkt des Betrachters an. Seine Rolle beim Zustandekommen des „Asylrechtskompromisses“ sowie das rigideste Presserecht welches das Saarland je hatte dürfte die Nationalkonservativen in der Union sehr erfreut haben. Gysi ist ohne Zweifel auch ein Populist nur hat er sich niemals auf Kosten von Migranten profiliert.

  7. …und was für einer. Außerdem ist ist er ein Populist vom Zuschnitt eines Silvio Berlusconi. Das hat er bereits in seiner Zeit als SPD-Politiker gezeigt.

  8. Offensichtlich werden die Beutegemeinschaften im Westen unruhig. Es gibt nicht mehr genug und man kommt auch auf keine Liste im Osten mehr drauf. Da muss man Druck durch Lafo machen. Altes Muster! Da kann man nur hoffen dass die Ossis endlich mal an sich zuerst denken – das ist zwar auch nicht das Gelbe von Ei – aber immer noch besser als den Wahnwessis und Antidemokraten noch eine weitere Runde auf Staatskosten zu gönnen. Ich bin immer noch optimistisch dass in dieser Wahl der Westen mehr oder weniger komplett ausgeschaltet wird – außer den Vorzeigelinken von Schlage der Hummer-Sahra. Leider. Aber vielleicht werden wir ja wenigstens Dehm und Buchholz los!

  9. Gregor Gysi sollte bitte seine Befindlichkeiten einstellen. Oskar ist ein Segen für die Linke, wegen seines fortgeschrittenen Alters allerdings nur kurzfrististig; schade.

  10. Das dürfte es denn wohl gewesen sein mit dem Schulterklopfen und den Treubekenntnissen der Westgenossen zu Gregor Gysi. Angesichts unsicherer Aussichten für die Bundestagswahlen und bevorstehendem Mandats-und Einflußverlust wird zu jedem Strohhalm gegriffen. Angesichts der auch wieder schärfer werdenden Kampfrethorik der Westgenossen in Richtung Osten dürften der PDL turbulente Zeiten bevorstehen. Es geht jetzt um die besten Plätze an den Fleischtöpfen.

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