AfD hat durchaus Potential

Nach einer Umfrage von Infratest-dimap für die „Welt am Sonntag“ könnte die euroskeptische Partei Alternative für Deutschland ein Wählerpotential von 24 Prozent mobilisieren. Sieben Prozent der Befragten antworteten danach mit „Ja, sicher“ auf die Frage ob sie sich vorstellen könnten die AfD zu wählen. 17 Prozent antworteten mit „Ja, vielleicht“. Unter den Anhängern der Linken hat die AfD sogar ein Potential von 29 Prozent. Bei den Anhängern der SPD sind es 21 Prozent, bei der Union 19 Prozent und bei den Grünen 14 Prozent.

Das grösste Potential hat die AfD der Umfrage nach allerdings bei den Anhängern sonstiger Parteien, zu denen Infratest-dimap auch die FDP zählt. Hier könnten sich 46 Prozent vorstellen die AfD zu wählen. Der Geschäftsführer von Infratest-dimap sagte dazu gegenüber der „Welt am Sonntag“: „Wenn die Krise weiterhin so bewegt, dann kann sich die AfD jedenfalls einer großen Aufmerksamkeit sicher sein.“ Darunter leiden könnte vor allem die derzeit unter der Fünfprozent-Hürde liegende FDP. In Folge wäre auch die Fortsetzung der derzeitigen Schwarz-Gelben Koalition im Bund gefährdet.

Allerdings sind solche Umfragen mit Skepsis zu betrachten. Auch den Piraten wurde im vergangenen Jahr noch ein Wählerpotential von bis zu 30 Prozent attestiert. Derzeit liegt die Partei aber bei 2 bis 3 Prozent auf Bundesebene und dürfte nicht in den Bundestag einziehen. Die von enttäuschten CDU- und FDP-Mitgliedern und Wissenschaftlern erst vor kurzem gegründete Alternative für Deutschland befindet sich ohnehin noch im Aufbau. Erst am Sonntag nächster Woche will man sich in Berlin auf einem Parteitag offiziell auf Bundesebene gründen und ein Parteiprogramm beschliessen. Nach eigenen Angaben hat die AfD derzeit 6.600 Mitglieder und Verbände in mehreren Bundesländern.
(mb)

8 Kommentare

  1. dos: dass hinter politischen Artikulationen immer irgendwelche Machenschaften des Kapitals stehen, diese Erzählung markiert ein in der Linken populäres Vorurtei. Nur die Linken haben nach dieser Erzählung einen eigenen Kopf, während die anderen nur Marionetten irgendwelcher Fraktionen des Kapitals sind, von ihnen manipuliert, bezahlt und sonstwas werden. Irgendwie kommt es mir vor, wie vor fast 50 Jahren, als jeder Sozialist oder Kommunist als Agent Moskaus galt. Es gibt in der Linken auch noch Leute, die so primitive Agententheorie für besonders marxistisch halten, weil das Wort „Kapital“ in irgendeiner Form darin vorkommt. Die gemeinsame Schniitstelle zwischen der Linkspartei und der AfD besteht darin, dass ein Teil dieser Partei die EU für eine Form des „autoritären Wettbewerbsetatismus“ hält und glaubt, diesen Weg in einen neuen Autoritarismus am besten durch die Rückkehr zum Nationalstaat blockieren zu können. Was für die Linken der böse Autoritarismus ist, ist für die Rechten die lockere Geldpolitik der EZB und die „finanzielle Repression“ die von dauerhaft niedrigen Zinsen ausgeht. Aber auch hier gilt für einen Teil der Linken, dass sie dieser lockeren Geldpolitik zutiefst misstraut, weil sie sie nicht versteht, und deshalb nur neoliberale Teufeleien bzw. Machenschaftern des „internationalen Finanzkapitals“ dahinter vermuten kann. Hier beginnt dann die schiefe Bahn, die in die Nähe des historischen Antisemitismus führen kann. Wenn darauf aufmerksam gemacht wird, sind die Angesprochenen zutiefst beleidigt, da sie sich als Linke über jeden solchen Verdacht erhoben sehen.

  2. “ … Dafür braucht man aber m.E. keine Parlamentarier. …“

    Na Vorsicht!
    EIN Grund für Anfangserfolge der PdL war ja auch, das NGO-mäßig nicht alles abgedeckt werden kann, will man politisch-real reüssieren.
    Da hat sie (PdL) aber 70 bis 90 % a la longue von diesem Parteibedarf wieder weggeschickt …

  3. Wenn AfD länger/relevanter persistieren sollte als die P., dann ist das weniger dessen Überzeugungskraft gegenüber „Ungebildeten“ geschuldet, als den nach tausenden von Milliarden zählenden „Interessen“ eines kaum noch Verwertung findenden, „herumlungerndern“ stand-by Kapitals, das sich mit den leidlich administrierten Großwährungen um spekulative Erntechancen gebracht sieht und daher solche Vereine MASSIVST finanziert und medial wie auch lobbyistisch protegiert!

  4. „Banken umzingeln“ als Symbolpolitik ist zur Zeit das einzige, was gemacht wird. Dafür braucht man aber m.E. keine Parlamentarier.
    So wie es aussieht, sind sie sowieso bald wieder (außerparlamentarische) Bewegungspartei.
    Dann gibt es Stände vor der Deutschen Bank etc. (… wie die Zeugen Jehovas).

  5. Mich überascht es nicht, dass das Potential für die AfD bei der FDP und bei der Linkspartei am größten ist. Die Konzentration der linken Kritik auf den Bankensektor („Finanzmafia“, „Goldman-Sachs-Gang“) bei gleichzeitiger Inszenierung einer ordoliberalen Idylle, was die kleinen und mittleren Unternehmen betrifft (Wagenknechts Spezialbotschaft), knüpft in einer, wenn auch noch moderaten Weise an die berüchtigte Unterscheidung zwischen dem (guten) schaffenden und dem (schlechten) raffenden Kapital an. Gerade ungebildete Menschen sind empfänglich für diese Variante von primitiver Kapitalismuskritik. Hier treffen sich dann Rechte wie Linke (wie bereits auch schon in der Spätphase der Weimarer Republik). Der Linken ist dieser historische Zusammenhang nicht bewusst, weil sie sich für eine Art von intellektueller Avantgarde hält, die es besser weiß, als die etablierten Parteien eines angeblich neoliberalen Einheitskartells. Wenn es ihnen gesagt wird, dann sind sie beleidigt, weil sie ihre besonders einfältige Kapitalismuskritik für ausgesprochen intelligent halten. Die Entwicklung der AfD ist anders als die der Piraten kein kurzfristiger Hype, sondern signalisiert eine tiefsitzende Angst durch die Maßnahmen der Euro-Rettung faktisch enteignet zu werden. Die Linke bedient diese Angst, weil sie landauf und landab erzählt, dass die Steuerzahler diese Bankenrettung zu bezahlen hätten. Dahinter steht die irrige Auffassung, dass das Geld das die EZB über Geldschöpfung aus dem Nichts als Kredite zur Verfügung stellt, den Steuerzahlern abgenommen wird. Die glauben das auch noch, obwohl sie noch keinen Cent bezahlen mussten, aber panische Angst haben, irgendwann bezahlen zu müssen. Die Linke fördert und verstärkt Vorurteile, weil sie diese selbst glaubt. Und sie wird dann dafür auch noch nicht einmal gewählt, weil es jetzt in diesen Fragen ein überzeugenderes Original gibt, die AfD.

  6. Die Linkspartei hat es in der letzten Legislaturperiode zur Unkultur werden lassen, in den attac-Jorgon „Banken in die Schranken“ zu verfallen, anstatt auf die politischen Entscheidungsträger hinzuweisen. Sehr bedauerlich… 2009 war das noch anders.

  7. interessant ist der doch recht hohe anteil der linksanhänger. er konterkariert, die hier auch schon kritisierte einstellung einiger linker, man müsse nur die rezepte, die richtigen logo, vorlegen, um gewählt zu werden. die möglichkeit, dass rechte von der krise profitieren, wird ausgeblendet. so erklärten am abend der krachenden niederlage in nrw in meinem kv-1,6% und 2,3% wurden eingefahren, die kanditaten und vorstand „enttäuscht, aber zuversichtlich“, dass die krise sich verschärfen und die pdl dann das gehör und die zusimmung finden würde, die man diesmal, „trotz vieler guter gespräche“ noch nicht gefunden habe. einer der kanditaten darf jetzt den direktkandidaten machen. es ist zum spd wählen.

  8. Der Partei die Linke wurden auf der Höhepunkt der Subprime-Krise 2009 auch 21% Wählerpotential vorausgesagt. Von denen blieb sie bei den BTW 2009 weit entfernt. Heute ist davon schon lange keine Rede mehr.
    Stimmungen können innerhalb von Wochen und Monaten umschlagen.

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