Patt in Hessen

Noch vor zwei Wochen lag die Rot-Grüne Opposition zwei Prozentpunkte vor dem Schwarz-Gelben Regierungslager und der Regierungswechsel in Hessen schien knapp möglich. Zehn Tage vor der Wahl scheint sich nun ein Patt abzuzeichnen. Die Forschungsgruppe Wahlen hat für die CDU 38% und für die FDP 5,5% ermittelt. Die SPD wird bei 30% gesehen und die Grünen bei nur noch 13,5%. Damit liegen beide Lager bei 43,5%. Überraschend ist, dass FGW für Die Linke nun 5% ermittelt hat. Bislang schien es, dass die Sozialisten in Hessen den Wiedereinzug verpassen.

Ein mögliches Rot-Rot-Grünes Bündnis hätte demnach eine deutliche Mehrheit. Bislang lehnen aber SPD und Grüne, wie auch auf Bundesebene, eine solche Koalition ab. Möglich wären danach aber eine Grosse Koalition oder gar eine Schwarz-Grüne Zusammenarbeit. Sollte die FDP allerdings noch aufholen können, 2009 erzielte sie mit 16,2% ein Rekordergebnis, wäre die Fortsetzung der bisherigen Regierungskoalition gesichert. Auch die Wahl in Bayern am kommenden Sonntag dürfte zumindest für SPD und Grüne durchaus Einfluss auf die Stimmung ihrer Wählerschaft in Hessen haben.
(mb)

Ein Kommentar

  1. Die forsche Wahlbeeinflussungsgruppe (FGW), beauftragt von der Zeitung, hinter der früher immer ein kluger Kopf steckte (FAZ) und dem akustischen Wahlkampf-Begleiter mit den heißesten Hits, Radio FFH, ist treuherzig und immer gern punchy drauf, wenn es um den Unterhaltungswert von Umfragen geht, die denen der Konkurrenz um einen Prozentpunkt voraus sind.

    Den Mitmischern der bildungsbürgerlichen Presse war es wohl bei dem Umfrage-Nine-Eleven schwer ums Herz geworden, der das Grünen-Gebäude fast zum Einsturz brachte, weil die grünschimmelige FDP-Verschnitt-Klientel zwar gerne steuerlich die Unter- und untere Mittelschicht geschröpft sehen, aber wenn es den bestens Situierten per Steuern selbst an den Kragen gehen soll, verstehen die grünen Besitzstandswahrer ganz schnell überhaupt keinen Spaß mehr und mausern sich zu den knickrigsten aller Zeitgenossen.

    Um aber auf Nummer sicher zu gehen, dass die rot-grüne hessische Vernunft-Heirat den Mitte-Linkslern keine Ausweitung ihres Ohnmachts- zu einem Machtbereichs ermöglicht und das rot-grüne Duo womöglich einen Regierungswechsel als Politikwechsel zu verkaufen vermag, musste ein Ausbremser her, der sich in Form der Die Linke geradezu aufdrängte.

    Und tatsächlich, die FGW-Posaune war noch nicht verklungen, schon stand Ulrich Wilken, der laut Frankfurter Rundschau „von schräg nach links“ gekommene hessische Linke-Parteichef schriftlich ante portas von Rot-Grün mit der eindeutig-zweideutigen Offerte, doch den SPD-Ypsilanti-Gau von 2008 nicht zu wiederholen und als Sozialdemokraten und Grüne absolute Loyalität zu der Linken noch vor der hessischen Schicksalswahl lautstark öffentlich zu bekennen.

    Nun lachen ja die Hühner in jedem hessischen Dorf über eine rot-rot-grüne Koalition, soll heißen auf der Farm der hessischen Wählerschaft ist dieses potentielle Trio so beliebt wie die Troika auf einem griechischen Bauernhof und die Fraktionschefin der Linken im Hessischen Landtag hat auf der Beliebtheitsskala einen Minuswert, der wegen seines Ausschlags nach unten fast gar nicht mehr graphisch darstellbar ist.

    Sollte sich Rot-Grün in Hessen aus schierer Bestürzung vor einem weiteren Absacker in der Wählergunst oder wegen sonstiger Verlustängste tatsächlich vor der Wahl von ihrer „Ausschließeritis“ trennen und sich zu der Linken und ihrer wohl revolutionärsten Programmatik aller hessischen Landtagszeiten, nämlich der berühmt-berüchtigten und ungeheuer originären, hessischen, sozialen Gerechtigkeit à la DKP und anderer Epigonen marxistischer und leninistische Provenienz bekennen, so hat die CDU-FDP-DIE LINKE-Troika den Wahlsieg in trockenen Tüchern.

    Das, so interpretiere ich mal ungeniert, haben die Auftraggeber der FWG im Schilde geführt, als sie der Linken den virtuell gelungenen Hürdensprung zuschanzten, obwohl sie mit einer Rekordfehlerquote von +/- 2,5 Prozent und trotz eventueller Reliabilität, Validität und Objektivität den hessischen linken Grenzgänger bei der Landtagswahl nicht über die 5 Prozent-Hürde heben können.

    38 Prozent der Wähler haben noch nicht entschieden, ob sie überhaupt ein Kreuz und wenn ja, wo sie ihr Kreuz machen, so bleibt alles bis zur letzten Minute offen, ob Pat oder Patachon das Rennen macht, sind ja beide zwei klasse Komiker.

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