Bayern hat gewählt

Eine Woche vor der Bundestagswahl und der Landtagswahl in Hessen waren über 9 Millionen Wahlberechtigte, das sind 15% der bundesdeutschen Wähler, heute aufgerufen das bayerische Landesparlament zu wählen. Mit 63,9% hat sich die Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2008 deutlich verbessert. Nutzniesser der hohen Wahlbeteiligung ist die seit 1945, mit einer kurzen Unterbrechung, regierende CSU. Reichte es 2008 nur zu einer Koalitionsregierung mit der FDP, konnte die CSU unter Ministerpräsident Horst Seehofer jetzt die absolute Mehrheit erringen. Mit 47,7% stellt sie 101 von 180 Abgeordneten im künftigen Landtag. Die SPD, die 2008 ihr schlechtestes Wahlergebnis einfuhr, hat sich nur leicht auf 20,6% steigern können. Mit 42 Abgeordneten bleibt sie zweitstärkste Kraft im Parlament. Drittstärkste Kraft sind die Freien Wähler, die Stimmen verloren haben und 9,0% erreichten. Die Grünen, als Wunschpartner der SPD für eine mögliche Koalition gehandelt, kommen nur auf 8,6% und liegen damit ebenfalls unter dem Ergebnis von 2008. Grosser Verlierer ist die seit 2008 mitregierende FDP. Lag sie damals noch bei 8%, wurde sie jetzt mit 3,3% aus dem Landtag abgewählt. Weiterhin nicht im Landtag vertreten ist Die Linke. Mit nur 2,1% verfehlte sie deutlich das ohnehin schon schlechte Ergebnis von 2008. Wie schon bei anderen Landtagswahlen in Westdeutschland haben die Sozialisten auch in Bayern die Hälfte ihrer Wähler verloren. Unter den übrigen Parteien, die zusammen auf 8,1% gekommen sind, erreichten die Bayernpartei mit 2,1%, die ÖDP mit 2,0% und die Piraten mit 2,0% ein ähnliches Ergebnis wie Die Linke.

Wahlergebnis mit Vergleich zur vorherigen Wahl
 2013
Wahlbeteiligung: 63,9%
2008
Wahlbeteiligung: 58,1%
ParteiProzentStimmenSitzeProzentStimmenSitze
CSU47,7%5.632.27210143,4%4.600.46392
SPD20,6%2.436.5154218,6%1.971.02639
Freie Wähler9,0%1.062.2441910,2%1.085.59721
Grüne8,6%1.018.652189,4%998.08419
FDP3,3%389.58408,0%846.06616
Linke2,1%251.08604,3%461.1290
Historische Ergebnisse der Linken und ihrer Vorgängerparteien im Wahlgebiet
WahlProzentStimmen
Landtagswahl 20132,1%251.086
Bundestagswahl 20096,45%429.371
Europawahl 20092,3%91.733
Landtagswahl 20084,3%461.129
Bundestagswahl 20053,4%244.701
Bundestagswahl 20020,7%49.515
Bundestagswahl 19980,7%46.301
Hinweis: Aufgrund des Wahlsystems bei Landtagswahlen in Bayern sind die absoluten Zahlen der Stimmen zwischen Landtagswahlen und Bundestags- bzw Europawahlen nicht direkt vergleichbar.

(mb)

Ein Kommentar

  1. A Hund isser scho, der CSU-Seehofer, der es schaffte, die eigentlich tot geglaubte und eher unschöne Erscheinung in der Demokratie, die absolute, konkurrenzfreie Mehrheit im Bayrischen Landtag zu reanimieren.

    Absolutheitsparlamente lassen allerdings demokratische Ausgleichsbereitschaft zusammenschnurzeln, wie zerplatzte Tüten, die auf einmal nur noch das Viertelfache ihrer ursprünglichen Größe haben und schwache Charaktere des politischen Personals der nebenbuhlerschaftslosen bzw. koalitionärsfreien Alleinregierung gerne zum Scheitern an ihrer Demokratieverpflichtung verführen.

    Als Maschinisten der Macht sind sie immer versucht, die demokratisch „ungepflegten“ Formen des Absolutismus als Macht- und Gestaltungswille im Interesse des Wahlvolks verkaufen zu wollen.

    Die einstige Lederhosen- und Gamsbart-Alpenrepublik hat der „Mia san mia, und uns kann keiner was sagen“-Rebell gegen Berlin und Brüssel und wohl die gesamte ausländische, „saupreußische“ Welt, niedriglöhnerisch so zurechtgetrimmt, dass die Super-Mehrwert-Generierer-Republik Bayern zum größten Zahler im Länderfinanzausgleich aufrückte und nun das Solidarsystem mit 4 Milliarden Euro mitfinanziert.

    Da würde sogar der ehemalige Einheitsparteichef Mao im fernen China mächtig ins Staunen geraten, hätte er es sich nicht schon im Glassarg gemütlich gemacht.

    Die Glanz und Gloria-Seehofer Festspiele finden nun permanent statt, trotz eventueller Studiengebühr, Donau-Ausbau, Bayrische Landesbank-Debakel, Mollath-Justiz-Skandal, Spezi-Wirtschaft usw. und eine ausländerfeindliche Sehofersche Maut-Gebühr wird der merkeligen Mutti der Nation, abzüglich des Freistaats Bayern mit seinem unausbremsbaren Hang zur Glorifizierung des Bajuwarentums, noch einige Löcher in ihren Käse zu bohren wissen.

    Man kann nach der Bayern-Wahl, trotz aller beschriebener Eigentümlichkeit der südostdeutschen und offiziell monarchiefreien parlamentarischen Republik wohl darauf schließen, dass im ebenfalls ökonomisch relativ gut situierten „Hesseländsche“ die für Manche durchaus sympathische Tradition der Beendigung des Landtags-Besuchs der westdeutschen Linkspartei fortgeführt wird.

    Durchaus könnte die self-fulfilling prophecy der Linken wahr werden, dass Teilen Spaß macht, also die arbeitslosen hessischen Linken-Chef_innen ab Anfang 2014 tatsächlich das Schicksal vieler Abgehängter teilen, die noch nie biegsamst von den Segnungen des neoliberalen Politik- und Wirtschaftssystems profitieren konnten.

    Bei der üblichen Umfragen-Fehlertoleranz bliebe, mal pessimistisch nach unten projektiert, von der Jeanne d’Arc der Linken im Hessischen Parlament, Janine Wissler, trotz der ihr wiederholt erscheinenden Politologen-Visionen der heiligen Rosa und des Erzengels Karl, gerade mal ein 2,5 Prozent-Linke-Ausläufer und der westdeutsche Arm der Die Linke griffe nur noch im Saarland mit Steinbrücks 8.500 Umdrehungen in den roten Bereich.

    Ansonsten verkrümelt sich die westliche sozialistische Partei, die Aklternative für eine segensreichere Zukunft, die Menschheitsträumerin einer besseren Welt bei den „Sonstigen“, um irgendwann wiedererstarkt wie Phönix aus der Asche das Licht der Länder-Parlamente zu symbolisieren.

    Vielleicht klappt’s ja aber auch mit den Nachbarn der Linken in Hessen, ruft doch die hessische DKP in einer Zweitstimmenkampagne dazu auf, die Wählerschaft möge Die Hessen-Linke sowohl bei der Landtags- als auch der gleichzeitigen Bundestagswahl mit ihrer Zweitstimme beglücken.

    Die DKP zeigt sich damit sehr generös und gar nicht so geiz-geil wie die CDU gegenüber der FDP. Solidarität will halt gelernt sein.

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