Während sich der „Der Spiegel“ anhand von fünf naheliegenden Themen darüber Gedanken macht, was eine Rot-Rot-Grüne Koalition verhindert, zeigt Die Linke, dass sie schlichtweg schon an ganz banalen Alltagsdingen auf dem Weg zur Regierungsbank ins Trudeln geraten kann. Für diese Woche hat Bundespräsident Gauck die Spitzen der im Bundestag vertretenen Parteien eingeladen, um mit ihnen über den Ausgang der Wahl und Möglichkeiten zur Regierungsbildung zu sprechen. Traditionell treten die Akteure getrennt und sortiert nach ihrer Stärke im Bundestag an. Die nunmehr drittstärkste Fraktion der Sozialisten wäre danach an diesem Mittwoch, nach der Union am Montag und der SPD am Dienstag, an der Reihe gewesen. Allerdings ging die Einladung des Bundespräsidenten irgendwo in der Doppelspitze der Linken verloren. Linkenchef Riexinger war wohl eher damit beschäftigt weiterhin über Gesetze und die Implosion der Sozialdemokratie zu phantasieren und seine Co-Vorsitzende Kipping ist mit der Vorbereitung wichtiger Mitgliederentscheide bei SPD und Grünen ausgelastet. Gauck trifft sich daher erstmal mit den Grünen, die trotz Rücktritten an der Spitze wenigstens noch ihre Termine überblicken, und bittet dann am Freitag die zeitplanungstechnisch herausgeforderte Linken-Spitze zum Wochenausklanggespräch.
(mb)
-
Handy: +356 770 85272
-
E-Mail: info@potemkin-zeitschrift.de
Ein Kommentar
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Der Spiegel identifiziert im ersten Thema bzw. als erste Hürde, dass die Gesamt-Linke sich als pazifistisch positioniert und Waffenexporte beispielsweise in die islamistische radikal-fundamental-Monarchie Saudi-Arabien unschön findet, weil die Made in Germany- Panzerchen bestens geeignet sind, westlich-demokratisch orientierte Freiheitskämpfer plattzuwalzen.
Auch der Austritt aus der NATO, die nach Beendigung des Kalten Krieges ihrer Legitimation ein wenig verlustig ging und eigentlich entsprechend den derzeit friedensbewegten USA und Russland neu arrangiert werden müsste, ist eine Klippe die laut Spiegel unumschiffbar erscheint.
Ausgerechnet den Syrien-Konflikt führt der Spiegel für sein Spiegelgefecht ins Feld, bei dem der fixe Schlaufuchs Putin und der muslimische Softy Ruhani die USA quasi über Nacht zu Botschaftern der friedlichen Auseinadersetzung von brandgefährlichen Konflikten im Nahen Osten mutieren und den geplanten seegestützten Raketeneinsatz gegen Syrien unter dem Eindruck des über den USA schwebenden Pleitegeiers auf den Schwingen des amerikanischen Seeadlers davonfliegen ließen.
Der Spiegel verfügt erfreulicherweise über gute Lupen und so entdeckte er, dass sich die Linke zwar im Schneckentempo, aber immerhin bewegt. Die Realo- bzw. Oberrealo-Chefs des entsprechenden Flügels der Linken sehen nämlich in friedfertigen Auslandseinsätzen der Bundeswehr durchaus nächstenliebende Missionen und wollen die Nato nur ein bisschen abschaffen, soll heißen, sie lediglich adäquat dem Zeitgeist umstrukturieren.
Das ist für die erwachsenen Roten und die gestutzten Grünen noch Neuland, in dem die Wintersaat zwar eingebracht , aber noch nicht gekeimt ist, kein Wunder allerdings, es ist ja noch nicht Frühling.
Nur die Linke erscheint dem Spiegel als persönlichkeitsgespalten. Schon komisch, denn wie oft hört man von linken und rechten und mittigen und sonst welchen Flügeln, von Fundis, Realos und neuerdings auch Oberrealos wie Kretschmer bei den Grünen und auch bei den Roten, soll es hier und da keine Einheitsbrei-Meinung zu Kernthemen geben.
Aber gut die Rot-Grünen haben halt keine kommunistisch-plattförmigen Sektierer im Westen und keine parlaments-assimilierten Realos im Osten, sondern sind wohl alle über einen Kamm geschoren und haben die Haare schön, wie der Plagiator-Großmeister zu Guttenberg, der dem Spiegel sicher als Augeweide galt.
Bei rot-grünem „piep-piep-piep, wir haben uns alle lieb“, kann es logischerweise auch kein Gleichgewicht des Schreckens geben, wie der Spiegel die politisch exaktestens ausgewogenen Fifty-Fifty-Linken lobt.
Die Aussichten sind zittrig, so der Spiegel, denn die Sarah Wagenknecht-Fundis, die aberwitzig von Ludwig Erhards sozialer Marktwirtschaft fantasieren und dem Oberrealo Gysi nicht die reichlich dick aufgetragene Butter auf seinem juristischen Knäckebrot gönnen, wären bei Abstimmungen der potentiellen rot-grün-roten Troika eher Espenlaub-affin denn zu hundert Prozent berechenbar.
Politische Gegner loben laut Spiegel die Linke oft als Nachfolgerin der DDR-Staatspartei SED, die in den Augen der SPD allerdings ein arger Unrechtsstaat war, weil er die SPD nicht auf Augehöhe partizipieren ließ, sondern sie aufsaugte wie die lärmenden Laubsauger das Herbstlaub zur sterilen Reinigung unserer Parkanlagen.
Das war echt nicht nett von der SED, zugegebnen, und die Linken, insbesondere die jungen westdeutschen, wie die ostdeutsch sozialisierte Kipping sollten gefälligst keine DDR-Nostalgie aufkommen lassen und sich ein Beispiel am westdeutsch sozialisierten Riexinger nehmen.
Beim dem linken Ex-Kaufmann kann keine Ostalgie aufkommen, meint der Spiegel, denn er kommt mit dem kapitalistischen, politischen Warenangebot logischerweise im Großen und Ganzen zurecht und hier da, wo es ein wenig klemmt, hilft er ein wenig nach und beseitigt die Engpässe. Allerdings treibt ihn die Urangst um, dass die SPD die existenzielle Probe einer GroKo nicht lebend überstehen würde.
Da der Sonntag der Katja höchst privat gehört und sie sich statt in die Kirche im gesäuberten Park auf den Weg zum Kommunismus und wieder nach Hause macht, konnte sie die Rufe aus dem Schloss Bellevue nur verschusseln, zumal die Nazi-Jägerin und Bundeskanzler Kiesinger-Ohrfeigerin Beate Klarsfeld nicht als von den Linken präferierte Bundespräsidenten-Kandidatin das Rennen machte, obwohl Beate ziemlich Linke-unaffin uneingeschränkte Solidarität zu Israel verspürt.
Dessen ungeachtet wartet der anti-links orientierte Bundespräsident sicher gerne noch ein Weilchen auf die Linke-Chefin, denn gut „Thing“ will schließlich Weile haben, wie altgermanische Rechtsstreite, die mühselig, aber gerecht zu einem für alle Seiten befriedigenden Urteil kommen sollten.