Hatte der Landesvorsitzende der Linken in Nordrhein-Westfalen noch vor wenigen Wochen den Rücktritt aller FDP-Minister der geschäftsführenden Bundesregierung gefordert, widmet sich Rüdiger Sagel nun dem Kampf gegen überkommene Traditionen. Laut einem Bericht der „Rheinischen Post“ sollen die Kitas in NRW künftig darauf verzichten das Sankt-Martins-Fest zu feiern. Stattdessen, so Sagel, könne man ein „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ feiern, denn „in vielen NRW-Kitas gibt es einen hohen Anteil von muslimischen Kindern“. „Ihnen sollte man die christliche Tradition nicht aufdrängen“, fordert Sagel weiter. Allerdings findet auch Sagel, dass es richtig sei, „den Mantel zu teilen und den Armen zu helfen“.
Der Vorstoss Sagels sorgt nicht nur bei den im Düsseldorfer Landtag vertretenen Parteien für Unverständnis. Auch in der Linken sieht man das Sankt-Martins Fest deutlich entspannter, als der Landesvorsitzende der seit letztem Jahr nicht mehr im Landtag vertretenen NRW-Linken. Im „Kölner Stadt-Anzeiger“ weisst Raju Sharma, Schatzmeister der Bundespartei und ehemaliger religionspolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion, den Wunsch Sagels nach einem „Sonne-Mond-und-Sterne-Fest“ zurück. „Die Kinder haben Spaß daran, den Umzug zu machen. Ich bin jahrelang Laterne gelaufen, selber als Kind und mit meinen Kindern. Ich habe mit dem christlichen Bezug kein Problem.“, so Sharma.
(mb)
@ bremer !00% RICHTIG. Und ich bewundere die, die es in dieser Partei noch aushalten, und auf Besserung hoffend sich abmühen in dem See von Dummheit nicht unterzugehen. Vor allem wenn die „Winde des Kommunismus“ wehen, wie es einst in der KPCh hieß.
@ Michael Schreiner
Es ist sicherlich richtig, das das u.U. Rüdiger Sagels persönliche Privatmeinung ist, aber vielen „Politikern“ der
sog. „Linken“ ist scheinbar nicht klar, das sie im öffentlichen Rampenlicht stehen. Die scheinen mit ihrer Position völlig überfordert zu sein. Und damit meine ich nicht nur die Stalinfeiern in Lübeck, die „Wege zum Kommunismus“ oder das Bekenntnis zum „Antifaschistischen Schutzwall“ (2011). Ich denke, die Linkspartei kann froh sein, das nicht alles an die Öffentlichkeit gedrungen war, denn dann wäre sie schon 2010 in der Öffentlichkeit völlig diskreditiert gewesen. Ich sehe die Partei inzwischen nur noch als „Lachnummer“.
Das ist keine Forderung der NRW-LINKEN, sondern eine Einzelmeinung- nämlich die des Landessprechers Rüdiger Sagel. Ich finde diese ganze „Martins-Diskussion“ übrigens ziemlich dämlich, und zwar aus ganz unterschiedlichen Gründen. Ja, Rüdiger Sagels Vorschlag ist Unfug, weil er dem in der politischen Linken nicht selten zu findenden Drang entspringt, stellvertretend für Menschen Position beziehen zu wollen, die man gar nicht gefragt hat und die auch selbst entsprechende Vorstöße gar nicht mal wollen. Sie haben schlicht ganz andere, drängendere Probleme. Die Umbenennung eines Festes, das von vielen Menschen auch ohne christlichen Hintergrund heute schlicht nur noch aus lieber Gewohnheit und ohne großen Bezug zur Religion begangen wird, gehört sicher nicht dazu.
Unsinnig ist es aber auch, wenn manche Linke sich nun in ihrer Kritik an Rüdiger Sagels Vorschlag quasi zu Verteidiger_innen von „Brauchtum“ und „Tradition“ aufschwingen und in ihrer Argumentation nahezu wie Konservative klingen.
Und nachgerade lächerlich wird es, wenn sich jetzt ausgerechnet diejenigen über „unabgesprochenes Handeln“ und „Privatmeinung als Parteimeinung verkaufen“ seitens des NRW-Landessprechers aufregen, die sich sonst fast schon gewohnheitsmäßig hinter Leute stellen, die öffentlich schon wesentlich tiefer in den Mist gegriffen haben als Rüdiger Sagel aktuell mit seinem unglücklichen und m.M.n. schlecht durchdachten Vorstoß. Dass in manchen Diskussionen bei fb sogar schon Rücktrittsforderungen laut werden, ist dann noch ein besonderes „Bonbon“ dieser aktuellen Diskussion, bei der man nicht so recht weiss, ob man betreten den Kopf schütteln oder in übergeschnapptes Kichern ausbrechen soll.
Vielleicht beenden wir dieses Theater jetzt einfach mal, lassen dem „Martinfest“ seinen Namen, Rüdiger Sagel sein Parteiamt (wenn das schon ein Rücktrittsgrund sein soll, dann fiele mir noch eine ganze Reihe weiterer Kandidat_innen ein) und wenden uns wieder den wichtigen Dingen zu…
Hallo Bremer,
die NRW-Linke hat die große Sorge in der Bedeutungslosigkeit versunken zu bleiben, nachdem sie das landesparlamentarische Paradies 2 Jahre lang genießen durfte und Rüdiger Sagel zu der kessen These verleitete, SPD und Grüne hätten nur mit der Linken zwei Jahre lang soziale Politik machen können.
Die NRW-Wählerschaft war 2012 aber offensichtlich nicht Sagels Meinung, ein Politikwechsel sei nur mit der Linkspartei möglich, sondern feuerte die Linke aus dem NRW-Landtag mit der Folge, dass Rot-Grün mit Hannelore Kraft an der Spitze nun ganz alleine den Politikwechsel stemmt.
Rüdiger Sagel ging sogar so weit, zu behaupten, dass auch in Hessen nur Rot-Rot-Grün einen Politikwechsel bringen könne, wobei die hessische SPD und Grünen nicht wie in NRW in der komfortablen Lage sind, als Bündnis die Regierung stellen zu können.
Jedenfalls wollte Sagel wohl mediale Aufmerksamkeit erregen, damit in Erinnerung bleibt, dass wenigstens noch ein 2,5 Prozent-Rudiment der Linkspartei in NRW vor sich hinschwächelt.
Da die 70-Prozent Christen und die 25 Prozent Konfessionslosen einer absoluten Minderheit von vorwiegend sunnitischen Muslimen gegenüberstehen, die NRW-Verfassung den Religionen eine besondere gesellschaftliche Rolle vor allem im Bildungsbereich zugesteht bei gleichzeitig garantierter Religionsfreiheit, hat sich der gute Rüdiger Sagel wohl gedacht, mit ein bisschen Muslime-Bashing könne er wenigstens einen Shitstorm auslösen, wenn er schon keinen Begeisterungssturm für die Linke bewirken kann.
Nun ist aber für eine Partei, die für sich „quite unashamedly“ in Anspruch nimmt, als demokratische Sozialistinnen und Sozialisten, als demokratische Linke mit unterschiedlichen politischen Biografien, weltanschaulichen und religiösen Einflüssen zusammengeschlossen zu sein, um eine bessere Welt zu gestalten, sehr widersprüchlich, um nicht zu sagen verlogen, wenn genau dieser Pluralismus zugunsten eines Sonne-Mond-und-Sterne-Einheits-Breis in einer Form diffamiert wird, die vor allem der muslimisch orientierten Bevölkerung Nordrhein-Westfalens schadet..
Der “Sonne-Mond-und-Sterne-Fest” -Initiator Sagel wird nämlich vergessen werden. Die politisch völlig unkorrekte Behauptung wird aber Bestand haben, so steht zu befürchten, die NRW-Muslima und Muslime hätten den Christen das Sankt-Martinsfest verweigert.
Das meinte ich mit dem professionellen Zuwiderlaufen der eigenen Intentionen, das Die Linke in NRW in Reinform praktiziert hat: Statt friedensstiftend in Richtung einer besseren interreligiösen Welt zu agieren, hat Die Linke in NRW Aufmerksamkeit erheischend Öl in die Sank-Martin-Lampe gegossen und dabei geflissentlich übersehen, dass dadurch Die Linke-Flamme eher erlöscht, denn Wege zum demokratischen Sozialismus beleuchtet.
Für eine Jahresendfeier mit Jahresendfrüchten !
…. Sag ‚mal, haben die keine anderen „Sorgen“ ?
Die Sonne-Mond-und-Sterne-Linke stößt zum vermeintlich interreligiösen Dialog vor, indem sie ihren Mantel der Verschwiegenheit nicht länger mit christlichen Kindern zu teilen bereit ist.
Wieder mal frönt Die Linke lustvoll ihrem allerliebsten Hobby, ihren eigenen Intentionen zuwiderzulaufen.
So analysierte der rheinländische Oberkirchenrat messerscharf, die Linke wolle mit dem Verleugnen des christlichen Glaubens den muslimischen Kindern die Entwicklung ihrer eigenen Identität erleichtern, verkenne aber total, dass die Figur des Heiligen Martins auch den muslimischen Kindern den Gedanken des Teilen nahe bringe, der im Übrigen auch im Koran fest verankert ist.
Genau die Berührungspunkte der beiden Religionen gemeinsamen Ursprungs zu negieren und dem einen originär linken Friede-Freude-Eeierkuchen-Fest-Begriff entgegenzusetzen, zeigt einmal mehr die Borniertheit einer Partei, die zusehends zu ihrer eigenen Karikatur verkommt.
Politisch korrekt wäre zu sagen, dass wir keinen Linksparteichef wie Rüdiger Sagel brauchen, der dem Lichterzug der Linken auf dem Pferd voranreitet und dem vom Erfrieren bedrohten Bettler die Teilung seines Mantels verweigert, denn damit werden keinesfalls muslimische Feste stärker integriert, sondern stärker negiert.
Wenn es andere nicht schaffen, zerlegt sich die Linke immer selbst. Wer schützt uns vor solchen Mitgliedern, wie
„Sagal“, der auch noch Landesvorsitzender ist. Um Mitglied der Linken zu bleiben, muss man in der Tat eine Elefantenhaut haben, das Hirn total ausschalten und offensichtlich zum „Kadavergehorsam“ umerzogen worden zu sein. Sagal sollte dem Vorbild des LaVo´s von Rheinland-Pfalz folgen und nicht nut zurücktreten, sondern auch gleich die Partei entlasten und austreten. Offensichtlich setzt in NRW eine totale Dagdalenisierung ein.
Volker Wohnig