11149479_831981266883279_6210912325971774986_nSchritt für Schritt nähert sich Die Linke in Westdeutschland dem an, was sie im Grunde schon immer war. Einem zwar politisch für die Menschen unbedeutenden, aber zumindest auf der Ebene des Bundes für ihre Mandatsträger noch funktionierenden Wahlverein. Dass man es dabei in Kauf nimmt (nehmen muss?) sich in der unappetitlichen Querfront zwischen „Lechts und Rinks“ zu verlaufen, mag man bedauern, aus der Sicht der Treiber und Nutzniesser dieser Entwicklung ist es schlichtweg egal. Politisch gejagt wird dort, wo es noch Wählerstimmen abzugreifen gibt. Auch wenn man dazu eben noch mehr „Fuck Israel“ in der Partei braucht, um sich den latenten Antisemitismus des deutschen Volkskörpers nutzbar zu machen.

In Niedersachen scheint man dem Umbau der Partei in diesem Sinne nun fast abgeschlossen zu haben. Nach dem Verlust der Fraktion im Landtag ist der Landesvorstand komplett nach den Plänen des eigentlichen Richtungsgebers der Westlinken, Diether Dehm, umgebaut worden. Der einstige Hoffnungsträger Manfred Sohn hat die Partei schon verlassen. Stattdessen organisiert mit Herbert Behrens nun ein getreuer Fraktionskollege die Politik im Verband. Die kommunale Unterfütterung zur Absicherung der Hegemonie der Nutzniesser und Treiber dieser Entwicklung hat sich mit der gestrigen Wahl des neuen Kreisvorstandes in Hannover auch ihrer Vollendung genähert.

Der mitgliederstärkste und einflussreichste Kreisverband wird seit dem 11. April, passend zum Jahrestag der Befreiung Buchenwalds, von einem Protegé Dehms geleitet, der – um es freundlich auszudrücken – manchmal die Grenzen der berechtigten Kritik an den Auswüchsen israelischer Politik hart in Richtung eines zumindest latenten Antisemitismus verschiebt. Dieser Kreisvorsitzende kann bei seiner zukünftigen Arbeit auf einen Gesamtvorstand bauen, der noch nicht einmal auf den Gedanken kommen würde, an solchen Tabubrüchen Kritik zu üben. Ganz im Gegenteil. Der ganze Kreisvorstand ist ein wohlüberlegter Tabubruch, um auch noch dem begriffsstutzigsten Genossen klar zu machen, dass nun der Wind hart von Rechts und Links weht.

Die Partei selber hat sich, so der Anschein, in Ost und West mittlerweile damit arrangiert, dass man mit diesen Tendenzen leben muss (und nur durch sie überleben kann). Zwar meldet sich der vorzugsweise östliche Reformlinke hin und wieder mal mehr und mal weniger lautstark zu Wort, um das unappetitliche Treiben der Dehms, Högers, Gehrckes, Dagdelens und anderer Westlinker zu beklagen. Vor allem dann, wenn der bisherige Garant der Wahlerfolge, Gregor Gysi, beim Toilettengang belästigt wird. Ehrliche und ernsthafte Konsequenzen, die diesen wortreich vergossenen Krokodilstränen folgen, sucht man aber vergeblich. Kein Wunder, hängt doch auch für diese Genossen das eigene Mandat und wirtschaftliche Überleben im Bundestag von der erfolgreichen Aufrechterhaltung des Wahlvereins namens Die Linke auch und gerade in Westdeutschland ab.

So hat man sich wohl in Partei und Fraktion stillschweigend und flügelübergreifend darauf geeinigt, keinen Versuch mehr zu starten die westdeutschen Landesverbände der Linken zu Keimzellen eines demokratisch und sozialistischen Neustarts der gesamtdeutschen Linken zu transformieren. Bis sich diese Linke endlich komplett im Orkus der politischen Geschichte selbst entsorgt hat, reicht diese Farce einer linken Alternative, um sich mit Biegen und Brechen über den magischen 5% zu halten. Vielleicht sollte sich die Partei bis dahin dann auch endlich darauf einigen, dass man den Antisemitismus in den eigenen Reihen schlicht weg definiert, so wie es Diether Dehm mit „Antisemitismus ist Massenmord und muss dem Massenmord vorbehalten bleiben!“ für sich selbst und seine Schützlinge bereits getan hat. Soviel Ehrlichkeit dürfte den Strategen in der Fraktion und der Parteizentrale aber (noch) nicht zuzutrauen sein.
(mb)

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