Wer gehofft hatte, dass der gestrige „Erfolg“ für die Öffentlichkeitsarbeit der israelfeindlichen und mehr oder weniger offenen antisemitischen „Linken“ in der Linken einen kollektiven Aufruf des Abscheus und der kraftvollen Widerlegung der Vermutung, dass solche Positionen innerhalb der Linken hoffähig sind, zur Folge hat, wird mit Blick auf die wenigen Reaktionen eines Schlimmeren belehrt. Nach einem Bericht der Rheinischen Post vom 16.12.2011 äusserte sich Dierkes in einer schriftlichen Stellungnahme im Bezug auf die Veröffentlichung des SWC mit den Worten, dass das Simon Wiesenthal Center die „Propagandaagentur der rechtesten und schäbigsten Regierung, die Israel je hatte“ sei und Kritiker seiner und der anderen auf der Liste veröffentlichten antisemtischen Äusserungen sich zu „willfährigen Handlangern einer Rufmordkampagne gegen Persönlichkeiten, die sich für Menschenrechte, Völkerrecht und Frieden einsetzen“ machten.
In einem aus dem Neuen Deutschland, immerhin der Parteizeitung der Linken, auch auf sein eigenes Blog übernommenem Kommentar konstruiert Wolfgang Hübner die These, dass „angesichts neonazistischer Gewalttaten, Holocaustleugnungen und Hasskampagnen – in Deutschland und anderswo – [..] eine solche Liste eine Farce“ sei und dass sie „nicht dem notwendigen Kampf gegen Antisemitismus“ diene, sondern „ihn auf Nebengleise“ führe. Ganz offen stellt man sich hier vor einen Dierkes, der schon seit Jahren ohne Konsequenzen innerhalb der Linken seinen antisemitischen Wahn ausleben kann und damit offensichtlich auf Zustimmung bis in höchste Kreise der Partei bauen kann. Wie in der Partei auch, scheut Hübner selber die Diskussion über Antisemitismus in der Linken und seine Position dazu, weil man davon ausging, dass sich die Diskussion beruhigt habe. Sollte dies nicht reichen, sperrt man einfach die sonst auf dem Blog übliche Kommentarfunktion.
Wer aber vermutet, dass man einfach durch Ignorieren oder Aussitzen diese notwendige Debatte verhindern kann, der irrt. Wer wie Dierkes jetzt, statt sich gegen die Vorwürfe zu wehren noch nachlegt, der fühlt sich in der Linken mit seinen Positionen sicher. Die Linke als gesamte Partei und besonders ihre gewählten oder gefühlten Führungskader sind nun aufgerufen, die im Sommer nicht beendete Debatte über den Umgang mit Antisemitismus in der eigenen Organisation zu Ende zu führen. Ergebnis kann, nimmt man den im Programm formulierten Anspruch ernst, nur sein, dass man sich konsequent von allen Genossen trennt, die antisemitische Reden schwingen, Verständnis für Antisemiten zeigen oder sich zumindest schützend vor sie stellen. Es kann den emanzipatorischen und demokratischen Sozialisten nicht weiter zugemutet werden, Organisationsteilhabe mit Hetzern wie Dierkes & Co. oder ihren willfährigen Helfern zu haben. An diesem Punkt entscheidet sich, gerade unter den ohnehin negativen Vorzeichen der zukünftigen Entwicklung und Stellung der Linken in der politischen Landschaft, die Zukunft dieses linken Projektes. Nicht der Streit zwischen Retro- und Reformsozialisten, sondern der Umgang mit Antisemiten in den eigenen Reihen könnte der Prüfstein werden, an dem dieses Projekt zu scheitern droht.
(mb)
Update vom 17.12.2011:
Stellungnahme von Hermann Dierkes auf den Seiten der Ratsfraktion Duisburg
Katharina König zum Umgang mit Antisemiten in der Linken
Nun ist Dummheit in keiner Weise bestimmend für die Mitgliedschaft oder Nichtmitgliedschaft in einer linken Partei. Dummheit ist auch kein Kriterium für ein Parteiordnungsverfahren. Schlichte Dummheit bringt einen auch nicht in solche Diskussionen.
In deinem KV Dachau ist ein ebensolches Prachtexemplar zu bewundern, der allerdings nicht Dierkes Einfluss hat.
Wenn man DIerkes als Antisemiten bezeichnet, verpasst man eigentlich die Gelegenheit ihn viel trefflicher als politischen Superdummkopf zu bezeichnen. Ich weiß nciht ob Dierkes Antisemit ist, aber seinen öffentlichen Verteidigungsäusserungen, bei denen er – wohl ungewollt – ganz nebenher eine Reihe tatsächlicher Antisemiten lobt, zeugen davon, dass er wirklich vor allem unbestreitbar eines ist: dumm.
@on:
Jaja, so ist das: Man salbadert gern über „Unschuldsvermutungen“ – wenn es die „eigene“ politische Seite betrifft. Wenn nicht, verliert dieser Grundsatz so sehr an Wert, daß manch einer sogar für ausgewogene Berichterstattung angegriffen wird…
Die Liste in ihrer Gesamtheit ist also recht unbrauchbar, denn sie scheint nach dem Muster gestrickt zu sein: Hier mal ein echter Antisemit genannt, dort mal einfach eine mehr oder minder dubiose Person, die entweder öffentlich durch hoffnungslose Idiotie aufgefallen ist oder jemand, den man einfach mal seit langer Zeit in äußerst schlechter Gesellschaft nennen möchte, um seinen Ruf zu beschädigen. Im Fall Dierkes, der in letztere Kategorie einzuordnen ist, blieb offenbar nicht einmal was anderes übrig, als den Vorwurf zu fingieren. Andere Fälle mögen bedenkenswerter sein… Insgesamt aber: Ein ziemlich eindeutiges PR-Produkt.
Ihr wisst, daß die Aussage „Dierkes posted a flyer on the website with a swatiska morphing into a Star of David“ nicht stimmt und trotzdem beruft ihr Euch auf eine Organisation, die Hermann Dierkes auf Platz 9 einer „weltweiten Antisemiten-Liste“ mit eben jener Falschbehauptung setzt?
Damit habt ihr schlicht jede Glaubwürdigkeit verloren.
Der Kommentar von wh ist schlicht differenziert, was man von der ganzen Debatte nicht behaupten kann. wh stellt zu Recht fest, daß die eigentliche Gefahr von Anderen ausgeht, als von Denjenigen die sich auf Menschen- und Völkerrecht berufen. Es mag Fälle geben, wo blind legitimiert wird, was doch nur Terror gegen unschuldige Zivilisten ist. Es mag eine Karl-May-hafte Romantik geben, die manchen den Schulterschluß zu den fälschesten aller Freunde suchen läßt. Und es mag sogar „Linke“ geben, deren Urteil vollständig davon geprägt ist, wo die Linie zwischen Freund und Feind gezogen wurde. Die Gefahr geht aber in keinem Fall von linken Irrtümern aus, sondern von Terroranschlägen rechter Kräfte.
Das Irrlichtern betrifft indes die Lautsprecher dieser ach so deutschen Debatte auf beiden Seiten: Denn auch die Freunde der Bahamas und ihre Anti-Deutschen Anhänger dürften ohne Verstellung kaum anschlußfähig sein an liberale Positionen in den USA oder Israel, greifen diese z.T. sogar vehement an. Diese Orientierung an stets gerade den rechtesten Falken, die robuste und häufig zynische Rhetorik, dies alles verlangt nach Erklärung.
Wenn kritische Theorie heutzutage noch zu Erkenntnis und nicht nur zum akademischen Bluff und Kaschierung der eigenen Gedankenlosigkeit taugen würde, dann müßte ich auf die offensichtlich Determinierung der „Wahrheit“ in diesem Fall durch Zugehörigkeit zur jeweiligen Eigen- oder Fremdgruppe hinweisen. Aber leider wäre das bloße Verschwendung von Zeit, Tastaturmechanik und wohl noch Buchstabenvorrat. Daher: Viel Spaß bei der weiteren „Diskussion“!
Aus diesem Grund habe ich jetzt auch die Stellungnahme des Gen. Dierkes verlinkt.
Ich muss Olaf Miemic zustimmen. Leider ist die Begründung für die Nennung von Herman Dierkes durch das Simon Wiesenthal Center nicht stichhaltig. Es ist bisher nicht nachgewiesen, wer das Flugblatt auf den Server des KV Duisburg geladen hat. Das Herman Dierkes einfach anzuhängen ist unredlich.
Trotzdem gibt es genügend Gründe um Herman Dierkes auf diese Liste zu packen, alleine seine schriftliche Reaktion auf die Nennung lässt mal wieder tief blicken,
Gegen Herman Dierkes und weitere Personen in der LINKE, die immer wieder den Antisemitismus bedienen, laufen daher nun auch Ausschlussanträge.
Hermand Dierkes und Co. haben in einer linken Partei schlichtweg nichts zu suchen.
Ich bin ganz bei Hans Günter Bell. Ich finde schon sehr wichtig, sich die Begründung anzusehen und da geht es um eine Sache von der Hermann Dierkes sich öffentlich und nachdrücklich distanziert wird. Mir ist schon wichtig, dass die Kritik an Personen belegbar ist.
Bin kein Freund von Herrmann Dierkes und kritisiere seit Jahren sein wahnhaftes Agieren gegen Israel, aber die Begründung, ihn auf die Liste zu setzen, zeugt von Unkenntnis. Das Simon Wiesenthal Center zeigt sich leider schlecht informiert. Damit hat man der Sache, nämlich innerhalb der LINKEN gegen falsche Israelkritik vorzugehen und den fatalen Einfluss von Herrmann Dierkes und seinen Gesinnungsgenossen zurückzudrängen, keinen Dienst getan.
So, so, Privatplausch mit Raabe, der hier gar nicht anwesend ist (hoffentlich!) – das nenne ich eine gelungene „inhaltliche Verengung“…
Nachtrag: Die Schließung des Kommentarbereiches finde ich auch seltsam. Wozu dann überhaupt die Meldung, wenn man sie nicht diskutieren lassen will… .
Interessant auch die Begründung, warum Jens Raabe und ich nach einer völlig sachlichen Debatte auf die „Strafbank“ geschickt wurden. Nicht wegen unangemessenen Tonfalls oder überzogener Polemik, sondern wegen angeblich inhaltlicher Verengung. (http://www.lafontaines-linke.de/2011/12/elgersburger-erklearung-gegen-rechts-untersuchungsausschuss-bundestag-stroebele-gysi-ernst/).
@Jens Raabe: Falls Sie Interesse haben, Ihre Töchter in Erlangen zu besuchen und eine/mehrere Veranstaltungen zu besuchen, kontaktieren Sie mich!
Ich habe in der LINKEN immer zu den Kritikern von Dierkes und ideologischem Umfeld gehört und das wird auch so bleiben, außer Dierkes ändert seine Auffassungen.
In diesem Fall ist der Punkt aber der, dass Dierkes ein Flugblatt untergeschoben wird, das er nicht produziert hat, im Gegenteil, wogegen er sogar Strafanzeige gestellt hat. Wenn das Simon Wiesenthal Center sich beim Erstellen seiner Liste der Top 10 nicht die nötige Mühe gibt, ist das nicht die Schuld von Dierkes, auch nicht die von ND-kommentatoren. Dann hat man einfach nur seine Arbeit beim Kampf gegen den Antisemitismus nicht ordentlich gemacht. Das ist der Kern des Hübner-Kommentars.
Dass auf dem Blog „Lafontaines Linke“ in diesem Fall die Kommentarfunktion geschlossen blieb, war indessen auch mir unverständlich.
Das Flugblatt auf der ´solid-Seite kann ihm nicht direkt zugeordnet werden. Ausserdem gibt es wesentlich direktere Fälle, z.B. die Bremer Linkspartei oder MdBs Groth, Paech und Höger. Ich sehe es so, dass er eher für sein „Lebenswerk“ geehrt wurde. Für „Kunstdünger-Raketen“-Dierkes sicherlich kein Trost…. .
Ausserdem darf man nicht vergessen, dass ihm SPD und Grüne die Treue halten.
dieser Kampf gegen dierkes und co scheint leider schon entschieden zu sein.:-(