Zum Jahreswechsel hat Oskar Lafontaine der Sächsischen Zeitung (zum wiederholten Male) seine Sicht auf die derzeitige Krise in der Eurozone und der Welt in die Feder diktiert und auf seine eigenen jahrzehntelangen, erfolglosen Mahnungen und die Lösungen, die aus seiner Sicht nur die Linke bieten kann, hingewiesen. Natürlich hat er sich auch zu seiner künftigen Rolle in der Bundespolitik geäussert und angekündigt, sich weiterhin verstärkt einzubringen. Zur Debatte um eine mögliche Mitgliederbefragung über den Parteivorsitz hat Lafontaine, als entschiedener Gegner dieses Verfahrens, klare Worte gefunden:
Er muss sich der Unterstützung des Parteitages für seine Politik sicher sein. Aus diesen Gründen habe ich dazu geraten, dass alle, die sich bewerben, das auf dem Bundesparteitag tun sollten.
Deutlicher kann man die Rückfalloption der Gegner für eine möglicherweise nach der Entscheidung am 12. Januar stattfindende Mitgliederbefragung nicht mehr formulieren. Man vertraut auf die immer noch vorhanden geglaubte Mehrheit des Retroblocks im Delegiertenkörper. Ob diese Rechnung aufgeht, wird der nach den Mitgliederzahlen zum Jahresende für den Parteitag zu erstellende neue Delegiertenschlüssel zeigen, der eine geringere Zahl fester Plätze für die Westverbände vorsieht. Ob diese noch so geschlossen sind, ist auch fraglich, da sich mit Schleswig-Holstein auch ein westlicher Landesverband für die Mitgliederbefragung einsetzt. Immerhin ist dies der Heimatverband des amtierenden Schatzmeisters Sharma, der nicht gerade als Lafontaine Freund gelten kann, und einer Landesvorsitzenden Menger-Hamilton, die dem Reformerlager zuzurechnen ist und der auf dem letzten Landesparteitag auch vom Retroflügel kein Co-Vorsitzender mangels geeigneter Kandidaten zur Seite gestellt werden konnte.
(mb)
Die Linke lebt nicht vom Elend der Welt sondern von der Gestaltung einer besseren Welt!