Deutschland hat gewählt

Wie erwartet sind CDU/CSU mit 28,6% die stärkste Kraft der vorgezogenen Bundestagswahl geworden. Nach dem Ergebnis der Wahl 2021 ist dies allerdings das zweitschlechteste Wahlergebnis der Unionsparteien seit Bestehen der Bundesrepublik. Zweitstärkste Kraft im neuen Bundestag ist mit 20,8% die rechtspopulistische AfD; in den östlichen Bundesländern ist sie sogar stärkste Kraft. Die SPD wurde als bisherige Regierungspartei mit 16,4% und damit dem schlechtesten Wahlergebnis seit 1949 vom Wähler abgestraft.

Mit 11,6% sind die Grünen unter dem Ergebnis der Wahl 2021 geblieben. Die Linke konnte in dem sehr kurzen Wahlkampf eine erstaunliche Trendwende schaffen und ihr Ergebnis von 8,8% ist eine deutliche Steigerung zu den 4,9% des Jahres 2021. FDP und BSW sind mit 4,3% und 4,9% an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.

Eine Regierungsbildung ist für die Union damit in einem Zweierbündnis mit den Sozialdemokraten möglich, zumal ihr Spitzenkandidat Merz eine Zusammenarbeit mit den Grünen bereits im Vorfeld kategorisch ausgeschlossen hat. Diese Neuauflage der „Großen Koalition“ wird aber ohne den Spitzenkandidaten Scholz auskommen müssen. Dieser hat bereits am Wahlabend angekündigt keine aktive Rolle in einer neuen Bundesregierung anzustreben.

Die Linke versteht ihr überraschend gutes Abschneiden bei der Wahl als deutlichen Auftrag für eine konstruktive Oppositionspolitik. Zudem will man den elektoralen Schwung – auch bei den Mitgliederzahlen – dazu nutzen die Partei als „Kümmererpartei“ in Bezug auf Mieten, Preise, Löhne neu zu definieren und den positiven Trend zu verstetigen. Schon am nächsten Sonntag dürfte mit der Bürgerschaftswahl in Hamburg dieser Trend auf dem Prüfstand stehen.

Das BSW – das immerhin kurz nach der Parteigründung schon in zwei Landesregierungen sitzt – dürfte nach dem äusserst knappen Verfehlen des von ihr erwarteten Einzugs in den Bundestag sich mehr auf die Verankerung der Partei in der Breite konzentrieren müssen und die Parteibildung organisatorisch und programmatisch vorantreiben.

Eine Bundesregierung unter Kanzler Merz steht ohnehin angesichts des Drucks von Rechts und der politischen Großwetterlage in Europa und der Welt vor enormen Herausforderungen und es wäre durchaus möglich, dass auch diese Legislaturperiode keine vollen vier Jahre andauernd könnte.

Bundestagswahl 2025 und Vergleich zu Vorjahren – Prozentanteile
ParteiBTW 2025Europawahl 2024BTW 2021Europawahl 2019BTW 2017
CDU / CSU28,63024,228,933
AfD20,815,910,411,012,6
SPD16,413,925,715,820,5
Grüne11,611,914,720,58,9
Linke8,82,74,95,59,2
BSW4,96,2
FDP4,35,211,45,410,7
Bundestagswahl 2025 und Vergleich zu Vorjahren – Absolute Stimmen
ParteiBTW 2025Europawahl 2024BTW 2021Europawahl 2019BTW 2017
CDU / CSU14.158.43211.949.11711.177.74710.794.04215.317.344
AfD10.327.1486.325.8904.809.2334.104.4535.878.115
SPD8.148.2845.551.54511.901.5585.916.8829.539.381
Grüne5.761.4764.738.2276.814.4087.677.0714.158.400
Linke4.355.3821.091.5862.255.8642.056.0494.297.270
BSW2.468.6702.456.460
FDP2.148.8782.061.3345.291.0132.028.5944.999.449
Länderergebnisse der Partei Die Linke im Vergleich zur letzten Wahl
Wahl 2025Wahl 2021
LandProzentZweitstimmenProzentZweitstimmen
Baden-Württemberg6,8429.4723,3196.874
Bayern5,7456.662,8210.838
Berlin19,9387.14211,5194.010
Brandenburg10,7176.2238,5129.762
Bremen14,851.4617,725.352
Hamburg14,4150.9306,767.578
Hessen8,7311.0794,3142.585
Mecklenburg-Vorpommern12,0123.05111,1101.735
Niedersachsen8,1405.2293,3148.657
Nordrhein-Westfalen8,3877.0583,7366.947
Rheinland-Pfalz6,5161.7443,376.123
Saarland7,343.9987,241.130
Sachsen11,3290.4409,3230.012
Sachsen-Anhalt10,8143.8039,6115.330
Schleswig-Holstein7,8146.3983,664.238
Thüringen15,2200.69111,4144.693
Gesamt (Bund)8,84.355.3824,92.255.864
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Manuel Böhm

Jahrgang 1970. Lebt seit Oktober 2024 auf Malta, davor in Göttingen, Hannover und Berlin. Bis 2005 Mitglied der SPD. Danach Eintritt in die WASG, dort Mitglied des Kreisvorstandes bis 2006. Mitarbeit im Bündnis für Soziale Gerechtigkeit zur Kommunalwahl 2006 als breite linke Alternative zum PDS-dominierten Linksbündnis. Nach Gründung der LINKEN in 2007 Übernahme von Funktionen auf Ebene seiner Basisorganisation. Austritt aus der Partei Die Linke mit seinem Wegzug aus der Bundesrepublik.

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