Man muss wenig zufügen, wenn man in Potemkin den ausgewogenen Wahlkommentar liest. Nur Kleinigkeiten: Sahra Wagenknecht floppte nicht, sondern erreichte, dass die Partei statt 2,2 (Schleswig-Holstein) oder 2,5 (NRW) eine 3 vor dem Komma erreichte; sonst hätten es gut & gern 2,1 werden können.
Hören wir die doppelte Stellvertreterin selbst: Die Linke ist aus Sicht ihrer stellvertretenden Parteivorsitzende Sahra Wagenknecht bei der niedersächsischen Landtagswahl zerrieben worden bei einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Schwarz-Gelb und Rot-Grün. Wagenknecht machte dafür im Gespräch mit dem Tagesspiegel auch ein „mediales Trommelfeuer“ verantwortlich, bei dem zugleich den Wählern unter Hinweis auf Umfragewerte vermittelt worden sei, ihre Partei komme sowieso nicht in den Landtag. „Die Leute hatten das Gefühl, ihre Stimme löst sich in Luft auf. So ist es am Ende auch passiert“, sagte Wagenknecht. Wagenknecht hatte in der Schlussphase des Wahlkampfes eine zentrale Rolle übernommen und sich als mögliche Verhandlungsführerin für Koalitionsgespräche mit SPD und Grünen angeboten. Eine Hauptverantwortung für die Wahlniederlage lehnte sie aber ab: „Wir haben alles unser Möglichstes versucht.“ In der konkreten Konstellation aber habe man dann „nicht so sehr viel tun“ können. (nach Tagesspiegel 21.Januar 2013) Fein! Da dieses Kopf-an-Kopf-Rennen in den Wahlen in der alten Bundesrepublik in den nächsten Jahren stets der Fall sein wird, zudem die Zuspitzung der beiden Lager auch einfachen Gemütern einleuchtet und somit die gräßlichen Umfragewerte bei der Linkspartei vom Wähler verifiziert werden, sollte man in Westdeutschland sich auf eine lange Ruhe- und Erholungspause vom politischen Alltag einstellen und einen neuen 3.Anlauf für eine kommunale Räte-Republik clandestin vorbereiten, eine andere Form „verträumter Illusion“. Am schönsten daran: Umfragen wird es dann nicht mehr geben, da Prognosen über die Zusammensetzung von Räten (ArbeiterinnenRäte, Bauern/BäuerinnenRäte, SoldatinnenRäte, KommunalRäte, auch Studienräte?) politologisch-wahltechnisch noch unterentwickelt sind, und vor allem, weil Parteien wie die CDU oder FDP vom Rätevolk (Frage: gibt es eine weibliche Deklination?) nicht zugelassen werden, weil sie a) Profinanzkapitalistisch, b) Frauenfeindlich, c) Ökologiefeindlich, d) Ausländerfeindlich, e) Friedensfeindlich, vor allem aber Gewerkschaftsfeindlich sind. Vielleicht können die Gewerkschaftsfunktionäre Ernst und Riexinger den DGB-Chef überzeugen, bei der nächsten Diskussion zu Wahlbausteinen nicht die CDU einzuladen und die Linkspartei nicht auszugrenzen. Aber ernsthaft: Sohn glaubt merkwürdigerweise im Unterschied zu Wagenknecht an Umfragen (wenn sie ihm passen, versteht sich): auf einer Webseite „Die Linke in NDS“ läßt er sich zitieren: Die CDU hat anscheinend Angst vor einer starken LINKEN und vor einer klugen und anerkannten Politikerin wie Sahra Wagenknecht“, sagte Sohn. Doch McAllisters Attacken blieben wirkungslos: DIE LINKE werde in den Niedersächsischen Landtag einziehen, und Sahra Wagenknecht werde eine gewichtige Rolle bei einem tatsächlichen Politikwechsel spielen. „Seit wir die letzte Phase unserer Wahlkampagne eröffnet haben, und die jüngste Umfrage uns bei sechs Prozent sieht, erfahren wir noch einmal deutlich mehr Zuspruch an den Infoständen und auf unseren Veranstaltungen. Auch in Meppen und Nordhorn hatten wir überfüllte Säle“, so Sohn. Die Menschen sehnten sich nach einem Comeback der sozialen Gerechtigkeit – und das beginne mit dem Wiedereinzug der LINKEN in den Landtag und strahle auf die Bundestagswahl aus. Hoffentlich nicht!! Wie man auf Focus und den leicht durchschaubaren Zweck der 6% reinfallen kann, ist mir schleierhaft. Der Landeswahlkampfleiter Jörn Jan Leidecker (Hat er für seine Null-Leistung übrigens Honorar erhalten oder ist das wie bei dem Berliner Flughafenchef oder treffender noch: dem Berliner Regierungschef – je erfolgloser, desto höher die Prämien?) assistiert seinem Chef: Nach Ansicht des Landeswahlkampfleiters der LINKEN, Jörn Jan Leidecker, sollte sich McAllister als Ministerpräsident schämen, an die reaktionärsten Gefühle seiner Anhänger zu appellieren. „Niedersachsen ist auch eine Heimat für Leute, die anders denken. Sahra Wagenknecht ist eine Finanzexpertin mit einem Gespür für die Nöte und Sorgen jener Menschen, die McAllister mit seinen Attacken verhöhnt“, so Leidecker. In den vergangenen Tagen sei deutlich geworden, dass Stephan Weil kein würdiger Gegner für McAllister ist – nicht zuletzt beim TV-Duell. „Es sind noch sieben Tage bis zu Wahl“ (Welch’ Sprechblasen! Schämen; Würdiger Gegner; Heimat; Nöte und Sorgen der kleinen Leute; eine über den Parteien schwebende Finanzexpertin) Vielleicht sollte die Kippingsche Nachdenklichkeit damit anfangen, solche Leerformeln zu vermeiden?
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